Ministerien starten gemeinsame Aktion gegen Pflegenotstand
Mit einer gemeinsamen Initiative wollen die Bundesministerien für Gesundheit, für Arbeit und für Familie den Pflegenotstand abwenden. An der Aktion beteiligen sich neben den drei Ministerien 40 Repräsentanten der Verbände und Sozialpartner die aus der Branche kommen oder für sie zuständig sind.
Bund, Länder und Akteure in der Pflege – wie zum Beispiel Berufsverbände, Kirchen, Krankenkassen, Betroffenenverbände, die Bundesagentur für Arbeit – sollen innerhalb eines Jahres konkrete Maßnahmen entwickeln und deren Umsetzung verbindlich vereinbaren. Dafür werden den Angaben zufolge fünf Arbeitsgruppen eingesetzt.
Arbeitsgruppe 1 „Ausbildung und Qualifizierung“
Arbeitsgruppe 2 „Personalmanagement, Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung“
Arbeitsgruppe 3 „Innovative Versorgungsansätze und Digitalisierung“
Arbeitsgruppe 4 „Pflegekräfte aus dem Ausland“
Arbeitsgruppe 5 „Entlohnungsbedingungen in der Pflege“
Die Geschäftsstelle der Aktion wird im Gesundheitsministerium eingerichtet.
Zu den Zielen äußerten sich die zuständigen MinisterInnen:
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
„Wir werden bis zu 50.000 zusätzliche Pflegekräfte brauchen. Da werden wir auch im Ausland suchen müssen.“
Mittels einer Ausbildungsoffensive sollen mehr Menschen dazu gebracht werden, „diesen verantwortungsvollen Beruf zu ergreifen“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Pflegekräfte sollen ermuntert werden, in den Job zurückzukehren oder wieder Vollzeit darin zu arbeiten, erklärte er. Dafür wäre auch eine Prämie denkbar.
Er sprach sich ferner für eine „gerechte Bezahlung“ sowie für attraktivere Arbeitszeiten aus. Ferner erneuerte er seine Forderung nach Fachkräften aus Balkanstaaten wie Albanien oder dem Kosovo. Visa- und Anerkennungsverfahren müssten dafür aber schneller werden.
Familienministerin Franziska Giffey (SPD)
„Es muss cool werden, Pflegekraft zu sein“
Die Mehrheit der Pflegekräfte wünsche sich mehr Zeit für ihre Patienten. Pflegen nach der Stoppuhr müsse ein Ende haben. Derzeit kämen auf 100 offene Stellen lediglich 28 arbeitslos gemeldete Altenpfleger. Daher müsse die Ausbildung attraktiver werden. Ein Beraterteam aus 40 Personen solle künftig durch Deutschland ziehen und Schüler über Pflegeberufe zu informieren., betonte sie.
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD)
„Ich schäme mich ein bisschen dafür, dass wir in Deutschland überhaupt als absolute Lohnuntergrenze einen Pflegemindestlohn von derzeit 10,55 Euro im Westen und 10,05 Euro im Osten festlegen mussten“
Es sei nötig, in dem Bereich mehr Tarifbindung zu schaffen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Derzeit seien in der Altenpflege 80 Prozent der Beschäftigten nicht tarifgebunden. Zugleich gebe es mehr und mehr Bedarf. In den nächsten Jahren werde die Zahl der an einer Demenz erkrankten Menschen Jahr für Jahr um 40.000 zunehmen. „Das können wir selbst sein, das können unsere Angehörigen sein und wir wollen dass sie gut versorgt sind“, unterstrich Heil.
Näheres siehe auch unter www.bundesgesundheitsministerium.de/konzertierte-aktion-pflege >> hier
Bildrechte:
- Jens Spahn – Bundesminister für Gesundheit: © BMG
- Franziska Giffey: Dr. Franziska Giffey (SPD) – Pressefoto | CC BY 4.0
- HubertusHeil: BMAS / Susi Knoll
- cool pflegen: jung & naiv