Frauen verdienen in Deutschland nach wie vor deutlich weniger als Männer. Nur in Estland (28,3 Prozent) und Österreich (22,9 Prozent) ist die Verdienstspanne zwischen Frauen und Männern größer als in Deutschland. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Fraktion hervor.
Danach beträgt der Unterschied beim Bruttolohn durchschnittlich 21,6 Prozent. In kaum einem anderen europäischen Land ist die Differenz ähnlich groß. Werden Faktoren wie die Branche, Hierarchie oder Teilzeitbeschäftigung abgezogen, bleibt Medienberichten zufolge noch immer eine Differenz von durchschnittlich sieben Prozent beim Bruttoverdienst. Die Bundesregierung beklagt in ihrer Antwort demnach eine „zumeist mittelbare Benachteiligung“ bei den Einkommen von Frauen. Sie hätten weniger berufliche Chancen, Einkommensperspektiven sowie Förder- und Aufstiegsmöglichkeiten.
Laut Regierung seien für die Lohnlücke auch Verhaltensmuster bei Beschäftigten und Arbeitgebern verantwortlich, die von gesellschaftlichen Rollenbildern geprägt seien. Geplant ist offenbar, die Effekte der Ungleichheit mit einem Gesetz zu dämpfen: Unternehmen ab 500 Beschäftigte sollten verpflichtet werden, Maßnahmen zur Gleichstellung und die Entgeltstruktur offenzulegen.
Die von der Bundesregierung vorgelegten Daten zeigen den Angaben zufolge auch, dass in Deutschland die Erwerbstätigkeit von Frauen in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen hat. Von 2005 bis 2014 stieg deren Zahl um 2,2 Millionen auf 18,6 Millionen, was einem Anstieg um 13,2 Prozent entspricht. Allerdings sind 3,1 Millionen ausschließlich geringfügig beschäftigt. Rund ein Drittel der weiblichen Arbeitnehmer hatte atypische Beschäftigungsverhältnisse wie Teilzeit, befristete Jobs oder Zeitarbeit. Eine Ursache für die zunehmende Altersarmut von Frauen.