Einen Tag vor der abschließenden Lesung des Pflegeberufegesetzes (PflBG) im Bundestag hat der Deutsche Gewerkschaftsbund den Kompromiss zwischen Union und SPD begrüßt. „Es ist gut, dass die lange geforderte Schulgeldfreiheit und die bundesweite Ausbildungsumlage nun eingeführt werden sollen“, sagte DGB-Vorstand Annelie Buntenbach am Mittwoch in Berlin.
Zugleich übte sie Kritik, denn der vorliegende Kompromiss werde den berechtigten Ansprüchen an eine berufliche Neuordnung in der Pflegeausbildung nicht gerecht.“ Trotz einjähriger Verzögerung und entgegen aller Zusagen liege noch immer keine Ausbildungs- und Prüfungsverordnung vor: „Die Umsetzung der Regelungen ist also weitgehend ungewiss.“
Die Koalition hat ihren ursprünglichen Plan aufgegeben, die unterschiedlichen Ausbildungsgänge in der Pflege zu einem einzigen zusammenzufassen. Vielmehr bleiben die Abschlüsse in Alten- und Kinderkrankenpflege einstweilen erhalten. Von 2020 an wird es eine zweijährige gemeinsame, generalistische Ausbildung geben. Im Anschluss können sich die Pflegeschüler auf Kinderkranken- oder Altenpflege spezialisieren oder den generalistischen Pflegeabschluss machen.
Wichtig sei für alle Beteiligten, dass die Ausbildung an Attraktivität gewinnt und den hohen Anforderungen der Pflegeberufe gerecht werden könne, sagte Buntenbach weiter. Dafür sei eine ausreichende Spezialisierung notwendig, die bei der Wissensvermittlung über die Aneignung von Grundqualifikationen hinaus gehen muss.
Der Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe lehnte das Gesetzesvorhaben in der geänderten Form strikt ab. Die ursprünglich vorgesehene Konstruktion eines einheitlichen Pflegeberufsbilds nach pflegewissenschaftlichen, pflegedidaktischen und international anerkannten Standards sei zunichte gemacht worden. Stattdessen solle es in fünf verschiedene Ausbildungsgänge geben, innerhalb derer die Schüler im Lauf ihrer Ausbildung wechseln können.
„Wir erwarten Desorientierung bei den Ausbildungsinteressierten sowie massiven organisatorischen Mehraufwand an den Schulen, die dieses fachlich und pädagogisch sinnlose Konzept umsetzen müssen“, rügten die Vorsitzenden Carsten Drude und Christine Vogler: „Mit diesem Gesetz wird die erhoffte Attraktivitätssteigerung des Pflegeberufs ausbleiben.“
Quelle: epd-sozial