Immer weniger Mitglieder bei den Kirchen

Landeskirche will Mitgliederschwund stoppen

Zeitgleich mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers ihre grundlegenden statistischen Daten zum kirchlichen Leben im Jahr 2017 veröffentlicht.

Insgesamt gehören jetzt noch 54 Prozent der deutschen Bevölkerung zu einer der beiden Kirchen. 2005 waren es noch 62 Prozent. Bundesweit gibt es 23,3 Millionen Katholiken und 21,5 Millionen Protestanten.

Demografischer Wandel, Austritte und Atheismus:

Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen verlieren weiter Mitglieder

Zum Stichtag 31.12.2017 gehörten 2.579.722 Menschen zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Dies entspricht einem Rückgang von 50.403 Mitgliedern (1,95 %) gegenüber dem Vorjahr. Maßgeblich war dabei nicht zuletzt die hohe Zahl der Verstorbenen (2017: 40.673 Mitglieder). 23.255 Menschen traten aus der Landeskirche aus, das sind 3.119 mehr als 2016. Die Zahl der Taufen und Aufnahmen stieg an: Es gab insgesamt 21.965 Taufen und damit 1.518 mehr als im Vorjahr sowie 3.885 Aufnahmen und damit 749 mehr als im Vorjahr.

Nach einer Prognose wird die Landeskirche Hannover im Jahr 2040 nur noch rund 1,6 Millionen Mitglieder zählen.

Zahlen zum kirchlichen Leben 2017

Steigende Kirchensteuereinnahmen trotz Mitgliederschwund

Die Erträge aus Kirchensteuern betrugen 2017 566,5 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr (542,2 Millionen Euro) ist das eine Steigerung von 24,3 Millionen Euro oder 4,5 Prozent. Hierin sind Kirchensteuer-Nachzahlungen aus dem Jahr 2013 in Höhe von 6,7 Millionen Euro enthalten. Bereinigt um diese Nachzahlung betrug die Kirchensteuersteigerung 2017 rund 3,2 Prozent. Sie entspricht der guten Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage in Niedersachsen.

Im Haushaltsjahr 2017 schloss das Jahresergebnis der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers mit einem Verlust von 85,2 Millionen Euro ab. Einen Verlust hatte die Landeskirche schon in den letzten drei Vorjahren hinzunehmen (2016: 35,2 Millionen Euro, 2015: 95,4 Millionen Euro, 2014: 0,9 Millionen Euro). Der Grund dafür lag in den hohen Versorgungsaufwendungen, die die Landeskirche in die Jahresabschlüsse aufzunehmen hatte.

Dr. Rolf Krämer, der als Vizepräsident des Landeskirchenamtes für die Finanzen der Landeskirche verantwortlich ist, sagt: „Mit den guten Kirchensteuererträgen konnte die Landeskirche 2017 die Versorgungslasten weiter reduzieren. Dafür sind wir sehr dankbar. Er erklärte, dass unter anderem eine millionenschwere Risikorücklage aufgebaut wurde, um die Herausforderungen der nächsten Jahre meistern zu können. Die Versorgungslasten aus der Vergangenheit werden die sinkenden Kirchensteuererträge in der Zukunft immer weniger belasten.“

Präsidentin Springer sieht in Kirchen eine wichtige gesellschaftliche Rolle

Die Präsidentin des hannoverschen Landeskirchenamts, Stephanie Springer, sieht in den Kirchen eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Sie könnten an Besonnenheit, Toleranz, Respekt voreinander erinnern „und daran, dass niemand das Recht auf Wahrheit gepachtet hat“, sagte die Juristin der hannoverschen „Neuen Presse“ (Sonnabend). Das seien Fragen, die den Umgang miteinander betreffen.

Wenn es um mangelndes Mitleid für Menschen gehe, die „kläglich zugrunde gehen, sterben, gefoltert, misshandelt werden“, positioniere sich die Kirche, sagte Springer. „Die Schwierigkeit ist, dies mit großer Feinfühligkeit zu tun, weil auch die Kirche nicht die Wahrheit gepachtet hat.“ Die biblische Botschaft der Nächstenliebe könne weitergetragen werden. „Aber es ist schwer, dass in unmittelbare Politik zu übersetzen.“

Angesichts der sinkenden Mitgliederzahlen hoffe sie, dass die Kirche viel von dem Schwung aus den Feierlichkeiten und Veranstaltungen zum 500. Reformationsjubiläum mitnehme, sagte die Kirchenamtspräsidentin. Die Kirche habe dabei vielfältige Formen ausprobiert, beispielsweise durch Seelsorge in Standkörben, Andachten in Parks auf Schiffen und vielen anderen Orten.

„Wir sind eine lebendige und innovative Landeskirche, das haben die vielen Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum 2017 gezeigt. Mit Engagement, Kreativität und Begeisterung setzen sich haupt-, neben- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag dafür ein, dass Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen begleitet werden und wir eine Gemeinschaft leben können, die danach sucht, die Liebe Gottes unter den Menschen sichtbar werden zu lassen. Das Reformationsjubiläum hat uns auch in Erinnerung gerufen, dass es gut protestantisch ist, immer wieder neue Wege zu suchen, damit Menschen vom christlichen Glauben berührt werden können. Im letzten Jahr haben wir erlebt, dass dies Gottesdienste in neuer Form, zu anderen Zeiten oder an ungewöhnlichen Orten genauso sein können wie das Konzert des Posaunenchors im Supermarkt oder die Pastorin, die Gesprächsmöglichkeiten regelmäßig in der Kneipe anbietet. Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Mischung von vertraut und neu brauchen, wenn wir in der Welt von heute den biblischen Auftrag erfüllen und das Evangelium verkündigen. Ob wir das glaubwürdig und sichtbar und mit allen Mitteln tun, die uns zur Verfügung stehen, daran werden wir uns messen lassen; mehr als an allen Zahlen und Statistiken“, so Springer.

Quellen: Pressemitteilungen www.landeskirche-Hannovers.de  / epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen  >> hier

 

 

 

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