Verdi und Diakonischer Dienstgeberverband sehen die Ambulante Pflege in der Krise

„Wir müssen mit einem Aufschrei an die Öffentlichkeit gehen“

R. Becker © DDN

So ernst steht es laut Rüdiger Becker, dem Vorstandsvorsitzenden des Diakonischen Dienstgeberverbandes Niedersachsen DDN, um die ambulante Pflege. In einer gemeinsamen Pressekonferenz des DDN und dem ver.di Landesbezirk Niedersachsen Bremen, kritisierte er am Montag die unzureichende finanzielle Ausstattung und die daraus resultierenden Arbeitsbedingungen und geringen Löhne in der ambulanten Pflege.

Die Situation in der ambulanten Pflege spitze sich für die Beschäftigten „dramatisch“ zu. Von den insgesamt 1300 Pflegediensten in Niedersachsen zahlten nur rund 15 Prozent nach einem Tarifvertrag, alle anderen legten individuell die Arbeitsbedingungen fest. Das könne dann bei einer Vollzeitstelle monatlich 300 Euro weniger betragen, so Annette Klausing, die verantwortliche ver.di Sekretärin.

Annette Klausing © ver.di

Betriebe, die nach Tarif zahlen, bekämen in den Verhandlungen mit den Kassen die gleiche Steigerung wie Dienstleister, die ihr Personal geringer entlohnten. Das setze falsche Anreize für die Unternehmen, kritisierte Klausing.

Zu den Ursachen führte sie aus, „die ambulante Pflege hat viel zu lange ein Schattendasein geführt. Ambulante Pflege findet eher leise statt und ist nicht so gut sichtbar wie etwa die stationäre Pflege im Krankenhaus. Sieben von zehn Patienten werden ambulant gepflegt. Insgesamt arbeiteten in Niedersachsen mehr als 33 000 Personen in der ambulanten Pflege.“

Mehr als 80 Prozent der überwiegend weiblichen Angestellten (knapp 90 Prozent) in Teilzeitbeschäftigung. Im Vergleich zu Pflegekräften im Krankenhaus bei deutlich geringerer Entlohnung. „Es ist an der Zeit, der ambulanten Pflege, die leise und im Verborgenen stattfindet, eine Stimme zu geben“, sagte Klausing.

Einerseits würden Arbeitskräfte in der Pflege händeringend gesucht, andererseits liege die Bezahlung weit unter dem Durchschnitt der erwerbstätigen Bevölkerung. „Wie passt das zusammen?“, fragte die Gewerkschaftsvertreterin.

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