(un)freundliche Übernahme

Kreuznacher Diakonie übernimmt Städtisches Klinikum

kdDie Stadt Neunkirchen hat ihr Krankenhaus und scheinbar auch deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verkauft. Die „kreuznacher diakonie“* hat 94 Prozent der Gesellschafteranteile der Städtische Klinikum Neunkirchen gGmbH übernommen. Was es bedeutet in den Schoß der Christenheit übernommen zu werden müssen die Beschäftigten nun
leidvoll erfahren.

Mit Eintrag in das Handelsregister und Anerkennung der Mitgliedschaft im diakonischen Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland ist der Vorstand der kreuznacher diakonie der rechtlichen Auffassung, dass es sich nunmehr um ein kirchliches Unternehmen und Tochterunternehmen der Stiftung kreuznacher diakonie handelt und damit gemäß §118 BetrVG das BetrVG keine Anwendung mehr findet.

Im Diakonie Krankenhaus Neunkirchen werden deshalb nicht nur die Symbole der Stadt Neunkirchen entfernt. Der bestehende Betriebsrat wurde kurzerhand für nicht mehr existent erklärt. Das Emailkonto wurde abgeschaltet und die freigestellten Betriebsräte wieder in der Pflege eingesetzt.

Zukunftssicherung für Klinikstandort

Unter diese Überschrift hatte noch kürzlich der Stiftungsvorstand der kreuznacher diakonie seine Pressemitteilung zur Übernahme gestellt.

Man sei froh darüber, dass die intensiven Verhandlungen zu einem positiven Ergebnis geführt haben: „Der Krankenhausstandort Neunkirchen gewinnt damit an Bedeutung und Sicherheit.“
Ein scheinbar ganz spezielles Verständnis von Sicherheit, das bei den Beschäftigten keineswegs Begeisterung auslöst. Wie es in der Presseerklärung weiter heißt, will die kreuznacher diakonie bis zum Jahr 2025 insgesamt 25 Millionen Euro in den Standort investieren. Mit dem Geld sollen Gebäude und Haustechnik sowie Medizin- und Informationstechnologie modernisiert werden.

„Wir investieren, um den Standort weiterzuentwickeln. Wir glauben fest an eine Zukunft von Städtischem Klinikum und Fliedner Krankenhaus.“ Für alle vorhandenen Mitarbeitenden des Städtischen Klinikums gelten die Tarifverträge und die Altersvorsorge unverändert weiter. Darüber hinaus erhalten die Klinik-Mitarbeitenden die Möglichkeit, freiwillig die von der Stiftung kreuznacher diakonie unterstützte zusätzliche betriebliche Altersvorsorge Klinik Rente abzuschließen.

Was von diesen Zusagen zu halten ist wird die nahe Zukunft zeigen. Zu konkreten Verhandlungen mit ver.di war man bislang nicht bereit. Die kreuznacher diakonie wurde deshalb zu Tarifverhandlungen aufgefordert.
Ihrem Ärger über den keineswegs christlichen, sondern eher respektlosen und wenig wertschätzenden Umgang machen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich Luft.
Am morgigen Dienstag wird es eine Protestkundgebung geben.
Näheres hierzu und zu Solidaritätsbekundungen    >> hier


Stiftung kreuznacher diakonie

Der neue Gesellschafter unterhält im Saarland Krankenhäuser und Hospize in Saarbrücken und Neunkirchen sowie Altenhilfeeinrichtungen in Saarbrücken, Neunkirchen und Schwalbach. Insgesamt hat die Stiftung kreuznacher diakonie mit dem Neunkircher Klinikum 6.600 Mitarbeitende. An mehr als 100 Standorten in Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland ist die Stiftung Träger von Krankenhäusern, Hospizen, Senioren-, Wohnungslosen-, Kinder-, Jugend- und Familienhilfen sowie Wohnungen und Werkstätten für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen sowie psychischen Erkrankungen. Die Stiftung unterhält Bildungsstätten für Berufe im Sozial und Gesundheitswesen und ist der größte Träger diakonisch-sozialer Angebote innerhalb der Evangelischen Kirche im Rheinland.