Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) weist in einer Pressemeldung vom 31.03. auf die hohen Risiken durch die Corona-Pandemie hin. Besonders betroffen sind Beschäftigte und Pflegebedürftige in der stationären Langzeitpflege sowie bei ambulanten Diensten. „Es fehlt an allen Ecken und Enden an der nötigen Schutzausrüstung. Es besteht deshalb die große Gefahr, dass Pflege- und Betreuungskräfte sich selbst mit dem Coronavirus infizieren und ihn weitertragen. Das muss unbedingt verhindert werden“, mahnte Sylvia Bühler, die im ver.di-Bundesvorstand für das Gesundheits- und Sozialwesen zuständig ist.
Gefährdung minimieren
Die Beschäftigten in Pflegeheimen, bei ambulanten Pflegediensten und in der Behindertenhilfe sorgten allesamt für Menschen, die von einer Infektion mit dem Coronavirus besonders gefährdet seien. Sie trügen eine enorme Verantwortung und seien zugleich extremen Belastungen ausgesetzt. Wenn Anbieter von Schutzausrüstungen diese lebensrettenden Produkte zu völlig überhöhten Preisen anböten, müssten diese beschlagnahmt und zügig verteilt werden, forderte die Gewerkschafterin. Gewerbliche Firmen, die dazu technisch in der Lage seien, müssten zur Produktion auf Schutzanzüge, Mundschutz und Desinfektionsmittel verpflichtet werden.
Refinanzierung durch Pflegeversicherung
Zum Schutz braucht es auch mehr Personal, um die Hygieneregeln penibel einhalten zu können. Vor diesem Hintergrund begrüßte Bühler die Ankündigung des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen, dass sowohl zusätzliches Personal als auch Schutzausrüstung vollständig von der Pflegeversicherung refinanziert werden.
Um das Ansteckungsrisiko zu verringern, sollten ambulante Dienste die Touren so planen, dass möglichst immer die gleichen Pflegekräfte zu den gleichen Menschen fahren, forderte Bühler. Beschäftigte, die selbst zu den besonders gefährdeten Personengruppen gehörten, sollten nur in Bereichen mit geringerem Infektionsrisiko eingesetzt werden.
Gewerkschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung
„Die Arbeit in Pflegeeinrichtungen und bei ambulanten Diensten muss dringend finanziell aufgewertet werden“, so Bühler weiter. Gerade die kommerziellen Unternehmen in der Altenhilfe verweigerten ihren Beschäftigten vielfach eine tarifvertragliche Bezahlung. Die beschlossene Anhebung der Mindestlöhne sei bei Weitem nicht ausreichend. Denn eine Pflegehilfskraft, die lediglich den Mindestlohn erhält, komme bei einer 39-Stunden-Woche bis April 2021 auf weniger als 2.000 Euro brutto im Monat. Eine examinierte Pflegekraft bekomme ab Juli 2021 lediglich etwas mehr als 2.500 Euro. „Das ist weit entfernt von dem, was Pflegekräfte wirklich verdienen. Doch selbst um diese Verbesserungen mussten wir in der Pflegekommission heftig ringen“, sagte Bühler. „Als Sofortmaßnahme fordern wir in dieser Krise für alle Beschäftigten im Gesundheitswesen 500 Euro mehr im Monat. Sie sind systemrelevant“, so Bühler weiter. „Die Beschäftigten wollen nicht nur beklatscht und gelobt werden. Sie brauchen bessere Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung – jetzt, nicht irgendwann.“
Die Tageszeitung „Junge Welt“ berichtet hierüber auch auf seiner heutigen Ausgabe. Sie finden den Artikel >>>hier