„Wir stehen vor einem Kipppunkt: Die soziale Pflegeversicherung droht in wenigen Jahren ihre Funktionsfähigkeit zu verlieren“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Wir brauchen eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung, um die Pflege mit neuen Versorgungskonzepten zukunftsfähig zu machen.“
Diese mahnenden Worte äußerte die Deutsche Angestellten Krankenkasse DAK nach Vorstellung ihres jährlich erhobenen Pflegereports. Die Kernergebnisse des Reports 2024 sind:
- Kipppunkte der Pflege ab Ende der 2020er Jahre: Altersbedingte Austritte aus dem Pflegeberuf werden nicht mehr durch Absolventen / Absolventinnen von Pflegefachschulen ersetzt werden können.
- Ältere Pflegekräfte sind von gesundheitlichen Belastungen besonders betroffen und weisen eine hohe Zahl von Arbeitsunfähigkeitstagen auf, in der Altenpflege liegt sie im Schnitt bei über 50 Tagen per anno. Auf sie haben sich Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung in besonderer Weise auszurichten.
- Die demographische Transformation führt zu steigendem Bedarf an pflegerischer Unterstützung bei gleichzeitig abnehmenden Personalressourcen.
- Die Sicherstellung der Pflege und der Fachkräftemangel in der Pflege sind in den Augen der Bevölkerung zentrale gesellschaftspolitische Themen, die von der Politik nicht ernst genug genommen würden.
- Die Baby Boomer sind das Problem und die Lösung zugleich: Angesichts eines zurückgehenden Familienpflegepotentials bedarf neuer Formen informeller und solidarischer Unterstützung in einer Gesellschaft des langen Lebens.
Laut des Pflegereports müssen in den nächsten zehn Jahren fast in jedem Bundesland 20 Prozent Pflegepersonal ersetzt werden. Dieser Bedarf beschreibt dabei ausschließlich, wie groß die Lücke netto ist. Der tatsächliche Bedarf dürfte vor dem Hintergrund einer kontinuierlich wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen noch weitaus größer sein.
Studienautor Thomas Klie vom Freiburger Sozialforschungsinstituts AGP bezeichnet die Daten als besorgniserregend, „Für 2025 liegt die Prognose bei 9.664 Renteneintritten, denen 36.004 Berufseinsteiger gegenüberstehen. Das entspricht einer Arbeitsmarktreserve von 2,0 Prozent.“
Die DAK-Gesundheit rechnet mit Beitragssteigerungen für die Pflegeversicherung. Bereits für das vierte Quartal 2024 zeichnen sich deutliche Finanzierungslücken ab. Diese machen voraussichtlich eine Beitragssatzerhöhungen noch vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr erforderlich, heißt es im Bericht. Die DAK geht dabei von einer Steigerung um 0,2 Prozentpunkte aus und rechnet mit darüber hinaus folgenden Anstiegen der Beiträge.
Eine Zusammenfassung des Reports ist der Pressemitteilung des DAK zu entnehmen. Zudem gibt es ein ausführliches Ergebnis des DAK – Pflegereport 2024.