Kein Fortschritt bei der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt

Laut Statistik lebten 2023 in Deutschland 7,9 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung, das sind 9,3 Prozent der Bevölkerung. Die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt ist ein wesentlicher Punkt der Teilhabe für diese Menschen und wird jährlich analysiert. Dazu stelle die Aktion Mensch Ende November das diesjährige „Inklusionsbarometer Arbeit“ vor, das gemeinsam mit dem Handelsblatt Research Institut erstellt wurde. Die Auswertung bezieht auf das Jahr 2023 und einen Fortschritt zeigt das Barometer nicht auf, das Gegenteil wird deutlich sichtbar.

Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen sind gesetzlich verpflichtet, auf mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Andernfalls müssen sie eine sogenannte Ausgleichsabgabe entrichten. Weniger als 39 Prozent der verpflichteten Unternehmen erfüllen die Fünf-Prozent-Quote vollständig – der niedrigste Wert seit Erscheinen des ersten Inklusionsbarometers im Jahr 2012. Mehr als 25 Prozent der Unternehmen beschäftigen noch immer keinen einzigen Menschen mit Behinderung.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) unterstreicht das negative Ergebnis, denn die Zahl arbeitsloser Menschen mit Behinderung ist diesjährig weiter gestiegen. Sie beträgt aktuell 176.000 Personen, ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr 2023 um knapp sieben Prozent.

Inklusion auf dem Arbeitsmarkt macht auch 15 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention, in der das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe auch auf dem Arbeitsmarkt verankert ist, keine Fortschritte.

Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen

Der 03. Dezember 2024 war der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen. Hier machten Fachverbände auf die Problematiken zur Teilhabe und Gleichstellung behinderter Menschen aufmerksam. Bundesweit wurde Aktionen und Veranstaltungen organisiert.

Der Deutsche Behinderten Rat (DBR) und der Sozialverband Deutschland (SoVD) stellten anlässlich dieses Tags Ihren Forderungen für einen Aufbruch in der Behindertenpolitik vor.
Neben der Arbeitsmarktpolitik zeigt der Forderungskatalog auch den Handlungsbedarf in den Bereichen Bildung, Wahlrecht und Barrierefreiheit auf. Zudem forderte der DBR, dass mehr Maßnahmen gegen die fortwährende Gewalt an behinderten Menschen ergriffen werden.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen und die Lebenshilfe Niedersachsen fordern, dass Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft vollumfänglich integriert werden, auch im Bereich Arbeit und Beruf. Besonders die Schaffung von Barrierefreiheit am Arbeitsplatz, gezielte Qualifizierungsprogramme und eine stärkere Sensibilisierung von Unternehmen sind zentrale Forderungen. Ebenso wie die Verbesserung der Vermittlungsstrukturen, um den Übergang von Menschen mit Behinderungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Aktionsplan Inklusion 2024 – 2027

Ebenfalls die Politik nutzte den Welttag für Menschen mit Behinderung um Ihre Pläne zur Teilhabe zu verkünden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach veröffentlichte den Aktionsplan Inklusion. In Niedersachsen wurde dieser „Aktionsplan Inklusion 2024-2027“ durch Sozialminister Dr. Andreas Philippi und die Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen, Annetraud Grote, vorgestellt.
Der Aktionsplan ist laut Bundesgesundheitsministerium das Ergebnis eines umfangreichen Dialogprozesses, an dem sich mehr als 100 Akteurinnen und Akteure aus Betroffenenverbänden und Interessenvertretungen beteiligten und rund 3.000 Vorschläge einreichten. Auf dieser Grundlage und den Ergebnissen aus sieben Fachgesprächen mit Verbänden und Organisationen sowie Vertreterinnen und Vertretern der Länder und Kommunen habe das Ministerium den vorliegenden Aktionsplan erstellt.

Der Plan strebt bauliche und digitale Barrierefreiheit in der Langzeitpflege, der Pflegeberatung und der Gesundheitsförderung an. Informationen sollen auch für blinde, gehörlose und kognitiv eingeschränkte Menschen erreichbar und verständlich gestaltet werden.

Ein Plan wurde vom amtierenden Bundesgesundheitsminister erstellt, nun wird die nächste Bundesregierung von ihm aufgefordert diesen zu übernehmen und umsetzen.