Gewalt gegen Wohnungslose: Sozialarbeiterin fordert besseren Schutz

Die Sozialarbeiterin und Wissenschaftlerin Merle Stöver hat bei einem Vortrag an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen eindringlich mehr Schutz für obdachlose und wohnungslose Menschen gefordert. Hintergrund sind alarmierende Zahlen: Allein im vergangenen Jahr starben rund 20 Menschen ohne festen Wohnsitz in Deutschland durch Gewalteinwirkung.

Stöver, Doktorandin am Institut für Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld, sieht dringenden Handlungsbedarf. Sie fordert, dass Notunterkünfte rund um die Uhr geöffnet und besser ausgestattet sein müssen. Auch die Wohnungslosenhilfe brauche eine deutlich bessere finanzielle Ausstattung.

Gewaltbereitschaft nimmt zu

Besonders besorgniserregend sei die zunehmende Gewaltbereitschaft gegenüber wohnungslosen Menschen, die laut Stöver häufig von jungen Männern ausgehe. Diese Täter seien oft selbst sozial benachteiligt – arbeitslos, ohne Schulabschluss oder mit Suchtproblemen – und würden ihre Wut auf die Schwächsten der Gesellschaft richten. Die Angriffe seien häufig durch sozialdarwinistische Motive geprägt: Obdachlose würden entmenschlicht und als „wertlos“ oder „schädlich“ dargestellt. Gewalt bis hin zu Mord werde von den Tätern als eine Art „Selbstjustiz“ gerechtfertigt.

Mehr Solidarität und Mitgefühl

Stöver betont, dass es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Es brauche mehr Solidarität und Mitgefühl gegenüber den Betroffenen sowie präventive Maßnahmen gegen die Radikalisierung junger Menschen. Zudem sei es wichtig, den getöteten Opfern durch Gedenkveranstaltungen oder Erinnerungsorte ein Gesicht zu geben.

Auch die Zahl der Straftaten gegen Obdachlose insgesamt ist gestiegen: Laut Bundesregierung wurden 2024 bundesweit 2.194 Menschen ohne Obdach Opfer einer Straftat – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr.