Tag der wohnungslosen Menschen

Der bundesweite Tag der wohnungslosen Menschen am 11. September 2025 stand unter dem Motto „Politik in die Pflicht nehmen – Wohnungsnot beenden“ und diente dazu, die öffentliche und politische Aufmerksamkeit auf das wachsende Problem der Wohnungslosigkeit zu lenken.

Statistiken zeigen eine zunehmende Zahl von Wohnungslosen, die häufig unter psychischen und gesundheitlichen Problemen leiden, sowie eine ausländische Staatsangehörigkeit haben. Gefordert werden, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und die Ausweitung präventiver sowie langfristiger Hilfen durch Ausweitung der Sozialarbeit.

Der Statistikbericht der BAG W zeigt einen starken Anstieg von 58 Prozent

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W) veröffentlichte vorab des Tags der wohnungslosen Menschen ihren aktuellen Statistikbericht auf Basis der Daten von 2023.
Demnach wurden im Verlauf des Jahres 2022 rund 607.000 Menschen in Deutschland als wohnungslos registriert. Ihre Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 58 Prozent an. In der Statistik werden neben wohnungslosen Menschen ohne Obdach auch Menschen ohne dauerhafte Bleibe mit Mietvertrag erfasst. Diese leben etwa in temporären Unterkünften, übernachten in Noteinrichtungen oder bei Verwandten oder Bekannten.
Auffällig und erschreckend ist die hohe Anzahl junger Menschen und insbesondere junger Frauen, welche von Wohnungslosigkeit zunehmend betroffen sind. Mit 18 Prozent lebte zwar nur eine Minderheit der Wohnungslosen auf der Straße, doch waren mehr als 16 Prozent aller Wohnungslosen jünger als 25 Jahre. Von den Minderjährigen, die sich Hilfe bei freien Trägern suchten, hatte jede sechste Person zuvor die Nacht im Freien verbracht. Jede vierte Person der akut wohnungslosen Menschen waren Frauen jünger als 25 Jahre. Knapp 50 Prozent der Menschen zwischen 18 – 24 Jahre fanden bei Bekannten einen Schlafplatz.

Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe >> Statistikbericht

Unrealistisch – die Überwindung der Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis 2030

Die Bundesregierung will die Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis 2030 überwinden und finanziert mit Milliarden den sozialen Wohnungsbau. Ein bezahlbarer Wohnraum allein reicht aber nicht aus, die von Wohnungs- und Obdachlosigkeit betroffenen Menschen benötigen langjährige Hilfen und Begleitung. Ein erstrebenswertes Ziel mit einem langwierigen Prozessverlauf. Eine Überwindung bis 2030 wird daher von vielen Sozialverbänden als unrealistisch angesehen.

Am Aktionstag für wohnungslose Menschen äußerte Elke Ronneberger, Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland: „Wer arbeitet, muss sich auch eine Wohnung leisten können. Das Recht auf Wohnen ist ein Menschenrecht. Insbesondere Kinder müssen vor Wohnungslosigkeit geschützt werden. Sie brauchen eine stabile Umgebung und ein sicheres Zuhause. Als Diakonie fordern wir, überall Fachstellen einzurichten, die Menschen beraten, wenn sie von Wohnungslosigkeit bedroht sind.“

Angesichts der statistisch erfassten bundesweit mehr als 145.000 wohnungslosen Kinder und Jugendlichen fordert der Kinderschutzbund konkrete Maßnahmen. „Die Zahlen zeigen deutlich: Kinder sind in erheblichem Maße betroffen – ihre Perspektive fehlt aber fast völlig in der öffentlichen Debatte“, sagte der Bundesgeschäftsführer des Kinderschutzbundes, Daniel Grein. Gefordert werden mehr sozialer Wohnungsbau, Mietpreisregulierung, Leerstandsmanagement und Förderung alternativer Wohnformen. Der Zusammenhang von Wohnkosten, Wohnungsnot und Armut müsse zudem stärker in Politik und Gesellschaft diskutiert werden.

Niederschwellige und langfriste Maßnahmen werden dringend benötigt um das Ziel annähernd zu erreichen und die Menschen auf dem Weg aus der Wohnungslosigkeit zu unterstützen.