„Vereinigung der Pflegenden“: ver.di stellt Alternative zur Pflegekammer vor

ver.di stellt Alternative zur Pflegekammer vor

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat Eckpunkte für ein Alternativmodell zur Niedersächsischen Pflegekammer vorgelegt. Im Rahmen einer Fachkonferenz skizzierten Pflegekräfte Struktur und Aufgaben einer „Vereinigung der Pflegenden“, die in Form einer Körperschaft des öffentlichen Rechts berufsfachliche Vertretung sein soll. Die Mitgliedschaft soll auf freiwilliger Basis erfolgen, eine öffentliche Finanzierung die Handlungsfähigkeit sicherstellen.

ver.di-Landesleiter Detlef Ahting zur „Vereinigung der Pflegenden“

Alle Beschäftigten aus der Pflege können Mitglied werden, auch die Pflegehilfskräfte, die in der jetzigen Kammer nicht erfasst werden. Überdies soll eine Mitgliedschaft von Verbänden möglich sein, Arbeitgeber sind allerdings ausgeschlossen. ver.di-Landesleiter Detlef Ahting sieht in der alternativen Kammer ein „wichtiges Sprachrohr und kompetenter Ansprechpartner für die berufsfachlichen Interessen aller Pflegenden und der Patient*innen.“ Mit diesem Vorschlag würde sowohl dem Interesse nach einer Kammer als auch den anhaltenden Protesten aus der Pflege gegen Zwangsbeiträge und Zwangsmitgliedschaft Rechnung getragen. Eine Onlinepetition hatten bis heute mehr als 50.000 Menschen unterzeichnet, an vielen Orten fanden Protestveranstaltungen statt. „Das neue Modell holt alle Akteure in der Pflege an einen Tisch – auch die Pflegehilfskräfte und die Verbände der Pflege. Mit einer öffentlich-rechtlichen Finanzierung hat ein solche alternative Kammer eine wirkliche Chance, eine kraftvolle Stimme für die Pflegebranche und Pflegebedürftigen zu werden!“, so Ahting.

Zu den Aufgaben der Vereinigung gehören nach dem Willen von ver.di pflegefachliche Fragen, Fort- und Weiterbildung, eine Berufsordnung sowie Initiativen für Gutachten. Eine Berufsgerichtsbarkeit gehöre ausdrücklich nicht dazu. Kein Mitglied müsse sich verpflichtend registrieren. Auch ver.di Fachsekretärin Aysun Tutkunkardes sieht damit eine Form gefunden, die aus den in Deutschland vorhandenen Modellen die jeweiligen Stärken vereint.

Während der Pflegekammerkonferenz in den hannoverschen ver.di-Höfen hatte zunächst ver.di-Fachsekretärin Aysun Tutkunkardes skizziert, was eine gute Pflege von morgen brauche. Eine rechtliche Verortung von Kammern und insbesondere der Pflegekammern in Deutschland nahm Kai Boeddinghaus, Geschäftsführer des Bundesverbandes für freie Kammern, vor. Einblicke in das bayerische Modell gaben Robert Hinke, ver.di-Landesfachbereichsleiter in Bayern, und Agnes Kolbeck, Vizepräsidentin der Vereinigung der Pflegenden in Bayern. Im Rahmen der anschließenden Diskussion in Fachforen entstanden erste Leitlinien für die Idee der Vereinigung.

In einer Diskussion mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Christos Pantazis sagte dieser zu, ein alternatives Modell in der Fraktion zu prüfen.

ver.di werde auch darüber hinaus in weiteren Gesprächen mit den Parteien im Landtag sowie dem zuständigen Ministerium das Alternativmodell vorstellen. Ahting bekräftigte die Erwartung, dass alle Pflegekräfte im Rahmen einer unabhängig durchgeführten Vollbefragung zu ihren Vorstellungen befragt werden. Da die Fachkräfte vom Land erfasst sind, sei eine Vollbefragung möglich und sinnvoll, das unterstrich auch Pantazis.

Ein detaillierter Bericht zu der Konferenz ist bei ver.di.de veröffentlicht.


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