In der aktuellen Ausgabe (Nr. 1.2/20) der Fachzeitschrift „Wohlfahrt Intern“ wird über die Umsetzung bzw. Anwendung des Tarifvertrag Diakonie Niedersachsen (TV DN) berichtet.
Sehr gut dargestellt sind die derzeitigen Umstände in der ambulanten Pflege. Aufhänger des Artikels ist die Klage eines Kollegen aus der Diakoniestationen Hannover gGmbH (siehe Bericht vom 07.11.2019).
Zur Thematik wurden u.a. der Vorstandssprecher vom Diakonischen Werk in Niedersachsen (DWiN) Hans-Joachim Lenke, der Vorsitzende der agmav-Niedersachsen Tobias Warjes und der Dienstherr der Diakoniestationen Hannover gGmbH Rainer Müller-Brandes interviewt.
Arbeitgeber sagt, wo´s lang geht
Die Diakoniestationen Hannover halten sich weder an den TV DN noch an die AVR DD und vergüten nach einem einseitig vom Arbeitgeber festgelegten System (oder danach, wie gut einzelne Beschäftigte verhandeln können).
Es geht auch anders
Der Artikel beschreibt sehr gut die derzeitige Situation in der diakonischen Landschaft der ambulanten Pflegedienste. Trotz der angespannten Finanzierung gibt es sehr wohl ambulante diakonische Einrichtungen, die sich tariftreu verhalten. Aber es gibt auch mehr als nur die eine hannoversche Diakoniestation, die es eben nicht macht. Tobias Warjes hat diese im Artikel benannt z.B. die Diakoniestationen Nordheide gGmbH.
Verstoß gegen Grundsätze kirchlicher Lohnfindung
Die Zeitung zitiert Aussagen von H.-J. Lenke (DWiN), die wir als agmav-Vorstand im vollen Umfang mittragen. So stellt er nochmals klar, dass diakonische Einrichtungen, die weder TV DN noch AVR DD anwenden, gegen die Satzung der Diakonie in Niedersachsen verstoßen. Und diese Einrichtungen würden das Grundprinzip kirchlicher Lohnfindung verletzen.
Müller-Brandes erklärt sein Verhalten, den Tarifvertrag nicht anzuwenden, mit dem Argument der Wirtschaftlichkeit. Angeblich würden die Diakoniestationen Hannover bei einer Vergütung nach TV DN nicht überleben. Der agmav-Vorstand und auch Herr Lenke im Artikel, widersprechen dieser Aussage. Wir wissen von vielen anderen diakonischen tariftreuen ambulanten Pflegediensten, dass es eine Frage der Organisation und Struktur ist. Und auch Diakoniestationschef Müller-Brandes stellt in dem Bericht sehr ausführlich dar, welche „Steine“ in der Einrichtung „umgedreht“ werden. Leider erwähnt er mit keinem Wort die Einbindung der Mitarbeitervertretung (MAV). Warum wohl, wenn die dortige MAV (wiedermal) nicht beteiligt wurde.
Wir begrüßen den Artikel in „Wohlfahrt Intern“. Die angesprochene Thematik, sei es Tarifflucht oder einseitiges Arbeitgebergebaren, müssen in der Öffentlichkeit bekannter werden.
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