Beschäftigte übernehmen Verantwortung – ein Kommentar von Carsten Wolters (agmav-Niedersachsen):
In den Medien ist vielerorts vom Lob und der großen Bedeutung von Ärzten und Pflegekräften zu lesen. Die Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie lassen uns die Arbeit in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Diensten wie unter einem Brennglas betrachten. Das Gesundheitssystem in Deutschland wird als eine große Chance gesehen, um wirksam die Auswirkungen von Corona bekämpfen zu können. Aber wie leistungsfähig ist das System? Und auf wessen Kosten geht die Leistungsfähigkeit?
Emotionale Zwickmühle
Was war vor der Pandemie in diesen Bereichen los? Das Arbeiten im Gesundheitssystem ist bereits seit Jahren physisch und psychisch hochbelastend für die Beschäftigten. Forderungen nach einer vernünftigen Personalbemessung, nach einer angemessenen Entlohnung oder weniger belastenden Arbeitszeitmodellen, all dies wurde in der Vergangenheit immer wieder thematisiert.
Statt spürbarer Verbesserungen halten Belastungen und Arbeitsverdichtungen an. Und das Berufsethos treibt Beschäftigte in eine emotionale Zwickmühle. Patienten, zu Pflegende und Klienten stehen im Vordergrund und die eigene Situation wird zurückgestellt. Ein echtes Dilemma.
Geld ist gut – aber nicht alles
Die derzeitigen Arbeitsbelastungen durch Corona sind in versorgungsrelevanten Bereichen enorm. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert deshalb die Arbeitgeber auf, den Beschäftigten in allen betroffenen Bereichen eine besondere Anerkennung zu zahlen. Monatlich 500 Euro, so lange die Krise andauert. Dies teilt der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke in einer Pressemeldung von heute mit: „Unsere Forderung an die Politik lautet: Dieser Betrag soll steuerfrei sein“.
Lippenbekenntnisse reichen nicht
Vielleicht zeigt uns Corona, was wirklich wichtig ist. Echte Wertschätzung und Entlastung tausender Kolleginnen und Kollegen in der Pflege ist zwingend notwendig. Lippenbekenntnisse reichen nicht aus.
Nach der Krise müssen politisch und in den Betrieben Weichen neu gestellt werden. Eine Kehrtwende ist notwendig. Bereiche der Daseinsvorsorge müssen vom betriebswirtschaftlichen Dogma befreit werden und die volkswirtschaftliche Bedeutung in den Fokus gerückt werden.
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