NEVAP Fachtagung – Mehr Personal, bessere Organisation

Fachtagung des Niedersächsischen Evangelischen Verband für Altenhilfe und Pflege

Der NEVAP ist der Fachverband der landeskirchlichen Diakonischen Werke in Niedersachsen und vertritt rund 317 Einrichtungen der offenen, ambulanten, teilstationären und stationären Altenhilfe sowie fachbezogene Bildungsträger.

Am 30. Juni 2022 fand eine Fachtagung unter dem Motto „Zukunftssicherung in der Pflege“ in Hannover statt.

Vorgestellt wurde die Studie einer Forschungsgruppe zur Personalbemessung in stationären Pflegeeinrichtungen. Diese Studie dient als Grundlage für das Personalbemessungsverfahren im Rahmen des Gesundheitsvorsorge- und Personalverbesserungsgesetzes (GPVG), welches ab 2023 einen bundeseinheitlichen Personalschlüssel vorsieht.

Die Studie spiegelt das Offensichtliche wieder – mehr Personal wird benötigt!

„Insgesamt brauchen die Einrichtungen gut ein Drittel mehr Pflegende. Zurzeit mache tendenziell jede Pflegekraft, was gerade anfalle, unabhängig davon, wie qualifiziert sie sei“, erklärte Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen, „Das führe auch dazu, dass sich in der Pflege Tätige aus Unzufriedenheit durch Über- beziehungsweise Unterforderung immer mehr vom Beruf abwendeten.“

„Die neuen Gesetze gingen zwar in die richtige Richtung, reichten aber keinesfalls, um den tatsächlichen Bedarf zu decken. Mehr Personal in der Pflege gebe es langfristig nur durch die Anhebung der Attraktivität des Berufs,“ so der Wissenschaftler.

Der NEVAP-Vorsitzender Pastor Sven Schumacher erklärte, „Unsere Pflegeeinrichtungen kämpfen bei einem völlig leergefegten Arbeitsmarkt bei gleichzeitig wachsender Nachfrage durch Menschen mit Pflegebedarf seit Jahren um mehr Personal!“

Zusätzlich sei es aber unumgänglich, dass die Einrichtungen sich organisatorisch veränderten, sich weiterentwickeln und sektorenübergreifende Aspekte einbinden. Hierzu stellte Dr. Karen Haubenreisser von der Ev. Stiftung Alsterdorf das Projekt „QPlus Alter“ vor, welches in Hamburg durch Vernetzung zwischen Nachbarschaft, Vereinen, Kirche und ambulanter Einrichtungen Hilfen für ältere Personen vermittelt, um länger im gewohnten Umfeld verbleiben zu können.

Unter dem Aspekt, dass Menschen, die auf das Gesundheits- und Pflegesystem angewiesen sind, tagtäglich merken, dass es immer enger wird mit den Versorgungsstrukturen, sieht der Verband, dass es in Zukunft immer schwieriger wird, die notwendige Versorgung aufrecht zu erhalten.

Daher wurden zu den im Oktober stattfindenden Landtagswahlen in Niedersachsen von NEVAP Wahlprüfsteine entwickelt und Forderungen an die Politik formuliert:

– Pflege darf nicht zur Armutsfalle werden

– Pflegekräfte stärken – Arbeitsbedingungen verbessern

– Ambulante Pflege flächendeckend sicherstellen

– Quartiersarbeit ausbauen und Potenziale nutzen

Nur wenn dies schnell umgesetzt wird, werden sie in Zukunft die Versorgung sicherstellen können, so der Verband.

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