Welche Vier-Tage-Woche brauchen wir wirklich?

Die Vier-Tage-Woche wird öffentlich viel diskutiert. Positive Zwischenergebnisse von Pilotprojekten in Großbritannien haben Schlagzeilen gemacht. Beschäftigte sind mit der verkürzten Arbeitszeit produktiver, weniger gestresst und seltener krank. Auch in Deutschland halten viele eine Verkürzung ihrer Arbeitswoche unter bestimmten Voraussetzungen für sinnvoll. Dies zeigt eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung (HBS). Darin wurde auf Basis aktueller Befragungsdaten untersucht, ob Vollzeiterwerbstätige eine Vier-Tage-Woche möchten oder nicht, und aus welchen Gründen.

Der Wunsch ist vorhanden

Kernergebnis: Rund 81 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen wünschen sich eine Vier-Tage-Woche mit entsprechend niedrigerer Wochenarbeitszeit. Knapp 73 Prozent geben dabei an, eine Arbeitszeitverkürzung nur bei gleichem Lohn zu wollen. Acht Prozent der Erwerbstätigen würden ihre Arbeitszeit auch reduzieren, wenn dadurch das Entgelt geringer ausfiel. 17 Prozent der Befragten lehnen eine Vier-Tage-Woche ab, zwei Prozent haben ihre Vollzeittätigkeit bereits auf vier Tage verteilt.

Auswirkungen auf Arbeitszeitgesetzte

Eine Vier-Tage-Woche ohne Einkommensverluste scheint lt. der Studie mehrheitlich gewünscht. Modelle, wie aus Belgien, zeigen aber auch in eine andere Richtung. Dort wird die jetzige Wochenarbeitszeit einfach auf vier Tage verteilt, was defacto zu einer täglichen Mehrbelastung führt. Gefährlich wird es in Belgien für die Interessen der Beschäftigten, wenn unter dem Label der Vier-Tage-Woche die Grenzen – Ruhezeiten und Höchstarbeitszeiten – eingerissen werden, die Arbeitszeitgesetze setzen.

Weitere Informationen zum Thema:

Die o.g. Studie der Hans-Böckler-Stiftung gibt es >>>hier

Auch die „Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung“ (DGUV) beschäftigt mit der Frage, welche Vor- und Nachteile eine Vier-Tage-Woche haben könnte. Ein Interview wurde in der Ausgabe 03/2023 von „DGUV Kompakt“ veröffentlicht. Das Interview gibt es >>>hier

Einen hörenswerten Podcast zum Thema, hat die HBS mit der Arbeitsrechtlerin Johanna Wenckebach vor einiger Zeit veröffentlicht. >>>hier