Unerfüllter Rechtsanspruch und Bildungsauftrag in Kitas

In Niedersachsen kann, der seit 2013 bestehende Rechtsanspruch, auf einen Kita–Platz noch immer nicht erfüllt werden.

Die Expertin für frühkindliche Bildung bei der Bertelsmann-Stiftung, Kathrin Bock – Famulla, sagt, “Niedersachsen kann den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nach wie vor nicht bedarfsgerecht erfüllen. Die Kinder bekommen keinen Zugang zu frühkindlicher Bildung.“

Die Betreuungsquote in Niedersachsen liegt bei Kindergartenkinder bei 92 Prozent, einen Bedarf melden hingegen 96 Prozent der Eltern. Bei den Kindern unter drei Jahren werden 34 Prozent betreut, einen Platz wünschen sich hier sogar 50 Prozent der Eltern. Aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung geht hervor das demnach 41.600 Kita-Plätze in Niedersachsen fehlen.

Der Bildungsauftrag kann ebenfalls nicht erfüllt werden. Die Bertelsmann-Studie belegt konkret, dass jedes zweite Kita-Kind nicht nach dem kindgerechten Personalschlüssel betreut wird. In Krippengruppen ist eine Fachkraft rechnerisch für 3,4 ganztagsbetreute Kinder zuständig.

Deutschlandweit fehlen 430.00 00 Kita-Plätze

Nach der Studie der Stiftung fehlen deutschlandweit sogar 430.000 Plätze. Zudem werden mehr als zwei Drittel der Kinder in Gruppen mit einem „nicht kindgerechten“ Personalschlüssel betreut.

Die Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, Maria Loheide, äußert, „Es ist ein Armutszeugnis, dass zehn Jahre nach Einführung des Rechtsanspruchs auf frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung noch immer nicht für jedes Kind ein Platz in einer Kita angeboten werden kann.“

Nicht nur im Kita-Bereich fehlt es massiv an Plätzen. Bei der Betreuung von Grundschülern kann der Bedarf ebenfalls nicht gedeckt werden. Dies gab das Deutsche Jugendinstitute auf Grundlage seiner Kinderbetreuungsstudie (KiBS) bekannt. Um dieses Defizit bis zur Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz für Erstklässler in 2026 erfüllen zu können, muss viel getan werden.

Der „Unterversorgung“ wirkt sich auf die Kindesentwicklung aus

Die seit Jahren anhaltende „Unterversorgung“ wirkt sich nachhaltig auf die Entwicklung und Bildung der Kinder aus. Soziologen und Verbände machen, für das schlechte Abschneiden Deutschlands beim jüngsten Pisa-Vergleich, Mängel bei der frühkindlichen Bildung verantwortlich.

Die Entwicklung muss gefördert werden, doch wie bei dem akuten Personalmangel in der derzeitigen Kita-Struktur. Empfehlungen und Wünsche gibt es viele, hier einige Beispiele:

  • Der Deutsche Kita-Verband fordert eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung als Grundstein für Chancengleichheit.
  • Die Landeselternvertretung der Niedersächsischen Kindertagesstätten e.V. schlägt eine duale Ausbildung vor.
  • Die Gewerkschaft ver.di fordert eine duale Ausbildung mit tariflicher Entlohnung.
  • Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt unter anderem den Personalschlüssel zu erhöhen, Quereinsteigern den Einstieg zu erleichtern und die Ausbildungsstruktur zu verändern. Hier der Link zur Seite  >> Mehr Plätze und bessere Qualität in Kitas bis 2030

Veränderungen oder auch eine sogenannte Transformation sind dringend notwendig.