Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung warnt vor der geplanten finanziellen Begünstigung von Überstunden. Eine Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Böckler-Stiftung habe ergeben, dass eine Ausweitung der Arbeitszeiten wirtschaftlich kontraproduktiv und schädlich für Gesundheit und Gleichstellung sei, teilte die Stiftung am Montag in Düsseldorf mit.
Finanzielle Anreize erhöhen die Belastung
Die bei den Haushaltsberatungen vereinbarte „Wachstumsinitiative“ der Bundesregierung sieht unter anderem vor, Zuschläge auf Überstunden steuerlich zu begünstigen. Die Böckler-Stiftung kritisierte, diese Maßnahme sei langfristig ungeeignet, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Eine Ausweitung der Arbeitszeit könne bestehende gesundheitliche Probleme verschärfen und so die Fehlzeiten erhöhen. Die gesundheitlichen Folgen von Mehrarbeit seien bekannt, die Forschungslage dazu eindeutig.
Zudem müssten vor allem Frauen mehr Haushaltsarbeit und Kinderbetreuung leisten, wenn ihre Partner mehr Zeit auf der Arbeit verbrächten. Die geplante „Wachstumsinitiative“ verschärfe daher das Problem, dass Frauen wegen familiärer Verpflichtungen nur in Teilzeit arbeiten könnten. Yvonne Lott vom Forschungsinstitut der Böckler-Stiftung erklärte, eines der großen ungehobenen Potenziale am deutschen Arbeitsmarkt sei, dass viele Frauen, besonders Mütter, in Teilzeit arbeiteten. Eine Stärkung der Erwerbsarbeit von Frauen sei ohne mehr Arbeitsteilung in Familien nicht zu machen. „Abweichungen vom Achtstundentag und finanzielle Anreize für Mehrarbeit gehen jedoch in die völlig entgegengesetzte Richtung“, sagte Lott.
Zur Analyse des WSI geht es >>>hier