Der Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendpflege spitzt sich nach Experten-Einschätzung vor allem in Westdeutschland zu. In einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse kommt ein Forschungsverbund aus Deutschem Jugendinstitut (DJI) und Technischer Universität Dortmund zu dem Schluss: „Obwohl Kindertagesbetreuung, Kinderschutz und Hilfen zur Erziehung jahrelang stark ausgebaut wurden, schafft es die Kinder- und Jugendhilfe inzwischen nicht mehr, den unvermindert steigenden Bedarf an Personal zu decken.“ Demnach werden bis zum Jahr 2030 voraussichtlich allein in Westdeutschland 51.000 bis 88.000 Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung fehlen, sofern keine neuen Maßnahmen zur Personalgewinnung greifen.
Hinzu komme ab dem Schuljahr 2026/2027 der stufenweise in Kraft tretende Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung und Förderung für Grundschulkinder, der den Personalbedarf noch erhöhe. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsverbundes um die Erziehungswissenschaftlerin Christiane Meiner-Teubner und DJI-Abteilungsleiter Jens Pothmann sprechen zwar von „hohen Erfolgen bei der Gewinnung zusätzlichen Personals“ in jüngerer Zeit. Doch die bisherigen Strategien böten kein weitergehendes Potenzial mehr, erklärten die Forschenden.
Qualität sicherstellen
Als Gegenmaßnahmen empfehlen sie neben der Aufwertung und Profilierung sozialer Berufe „ein Bündel an unterschiedlichen Strategien“, um den wachsenden Personalmangel einzudämmen und gleichzeitig die Qualität der Angebote der Kinder- und Jugendhilfe sicherzustellen. Unter anderem bemängeln Meiner-Teubner und Pothmann, dass Fachkräfte aus dem Ausland und die Anerkennung ihrer Qualifikationen für die nationale Kinder- und Jugendhilfe bislang so gut wie bedeutungslos seien. Außerdem empfehlen sie beispielsweise außer multiprofessionellen Teams auch die Weiterbildung von Quereinsteigenden oder geringer qualifiziertem Personal.