Welche Entwicklungen sich in der Pflege ergeben haben, wird zum Jahreswechsel dargestellt. Sowohl die Bundesregierung als auch die AOK haben ihre Berichte zur pflegerischen Versorgung in Deutschland vorgelegt. Ist es nur ein Jahres-Ende, ein Ende der qualitativen pflegerischen Versorgung oder doch ein Ausblick auf Besserung? Herausforderungen gab und gibt es viele, wie die Auswertungen aufzeigen.
Der Pflegebericht der Bundesregierung
Im November legte die Bundesregierung ihren „Achten Pflegebericht“ über die Entwicklung der Pflegeversicherung und den Stand der pflegerischen Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland 2020 – 2023 vor.
Als zentrale Herausforderung für die Pflege wird der demografische Wandel angesehen. Mit rund 5,2 Millionen pflegebedürftigen Menschen Ende 2023 zeigt sich insbesondere seit Mitte des letzten Jahrzehnts ein Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen.
Besonders betroffen sind die Generationen der sogenannten „Babyboomer“, die zunehmend in ein Alter kommen, in dem sie auf Pflege angewiesen sein werden. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Erwerbstätigen, was nicht nur den Fachkräftemangel verschärft, sondern auch die Finanzierung der Pflegeversicherung unter Druck setzt. Der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung liegt inzwischen bei 22 Prozent, verglichen mit 15 Prozent im Jahr 1991. Diese Entwicklung erhöht nicht nur den Bedarf an Pflegeleistungen, sondern erfordert auch umfassende Reformen, um die Finanzierungsgrundlagen der Pflegeversicherung zu sichern, so ist es dem Bericht zu entnehmen.
Der Bericht spricht weiter von umgesetzten Maßnahmen für die häusliche Pflege wie der Erhöhung der ambulanten Sachleistungen und den Bundeszuschüssen für pandemiebedingten Maßnahmen. Dem Kernproblem des Fachkräftemangels wurde durch bessere Bezahlung und mehr Ausbildungsplätzen entgegengewirkt, zukünftig soll das Anwerben von Pflegehilfskräften zusätzlich zu den Fachkräften aus dem Ausland erleichtert werden. Verbesserung wird auch durch die Digitalisierung und versorgungsübergreifende Anbindung an die Telematikinfrastruktur erwartet. Zudem erhalten pflegende Angehörige mehr Unterstützung durch finanzielle Entlastungen und flexible Leistungsansprüche.
Zusammenfassend geht der Bericht von vielen Herausforderungen aus, denen sich seitens der amtierenden Bundesregierung angenommen und entgegengewirkt wird.
Der Pflegereport der AOK
Die AOK veröffentlichte in diesem Monat ihren „Pflege-Report 2024“, welcher durch das Wissenschaftliche Institute der AOK (WldO) erstellt wurde.
Ebenso wie der Pflegebericht der Bundesregierung sieht der Pflege-Report die Generationen der „Babyboomer“ als einen wesentlichen Bestandteil der Entwicklung in der Pflege an. Hierbei werden die „Babyboomer“ nicht nur als potenzielle Leistungsempfänger angesehen, welche den pflegerische Versorgungsbedarf erhöhen, sondern gleichfalls als mögliche zusätzliche Unterstützung. Laut einer, im Auftrag der AOK, durchgeführten Forsa-Umfrage könnten sich 64 Prozent der „Babyboomer“ vorstellen ehrenamtlich Pflegebedürftige vor Ort zu unterstützen. 43 Prozent der Babyboomer engagieren sich bereits ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen, jeder Fünfte (22 Prozent) davon unterstützt heute schon alte, kranke, pflegebedürftige Menschen oder Menschen mit Behinderung im Alltag.
Der Report verdeutlich zudem starke regionale Unterschiede bei der Entwicklung von Pflegebedürftigkeit und bei der Art der Inanspruchnahme von Pflegeleistungen. Der Bundesweite Zuwachs liegt zwischen 37 und 144 Prozent. Der niedrigste Zuwachs wurde in Gebieten Bayerns und Baden-Württembergs verzeichnet, der stärksten Zuwachs in Ostdeutschland, Nordrhein-Westfalen, Hessen und im Saarland.
Die AOK präferiert sogenannte „Caring Communities“ als Leitbild für die Pflege vor Ort. Hier sollen sich Beratung, Begegnung, Teilhabe und Pflegeunterstützung bündeln. Dabei soll keineswegs die professionelle Pflege durch ehrenamtliche Personen ersetzen werden, sondern vielmehr die Organisation von Strukturen, in denen professionelle Akteure und Freiwillige sich vernetzen, zusammenkommen. Mit Blick auf eine künftige Bundesregierung fordert die Vorstandsvorsitzende der AOK, Carola Reimann, ein Umdenken in der Pflege: „Wenn wir Menschen auch künftig so lange wie möglich gut in der gewohnten Umgebung versorgen möchten, müssen wir neue Wege in der Pflege gehen.“
Zusammengefasst sieht die AOK eine Herausforderung und zugleich eine Chance durch den demografischen Wandel. Also ein Lichtblick und kein Ende der qualitativen pflegerischen Versorgung.