Arbeiten in der Wohnungsnotfallhilfe

Die Arbeit in der Wohnungsnotfallhilfe ist eine anspruchsvolle, aber sozial wichtige und wertvolle Tätigkeit. Die Unterstützung von Menschen in akuten und drohenden Wohnungsnotlagen ist die, zunehmend herausfordernde, Kernaufgabe.

In Niedersachsen hat sich Zahl der Menschen, die in einer Wohnungslosenunterkunft schlafen müssen, innerhalb von zwei Jahren, etwa verdreifacht. Von 10.860 Menschen am Stichtag 31.12.2022 stieg die Zahl auf 33.000 Menschen zum Ende 2024, laut des niedersächsischen Landesamtes für Statistik. Ein weiterer Anstieg ist zu erwarten, wobei immer häufiger auch Familien mit geregeltem Einkommen von Wohnungsnot betroffen werden.

Dem steigenden Unterstützungsbedarf stehen aber kaum mehr Beschäftige in den Wohnungsnotfallhilfen als zuvor entgegen. Die Arbeitsverdichtung nimmt zu und bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware. Der Druck zur Unterbringung und Versorgung steigt, die Möglichkeiten zur Unterstützung verbessern sich aber nicht im selben Maße.

Sozialverbände fordern mehr politische Anstrengungen

Im April 2024 wurde der Nationalen Aktionsplan zur Überwindung von Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030 (NAP) von der alten Bundesregierung erstellt und in Umsetzung gebracht. Vorausgegangen waren mahnende Worte der Menschenrechtskommissarin des Europarates, welche in Anbetracht des Wohlstands in Deutschland die hohe Zahl der Menschen ohne Obdach als nicht hinnehmbar aussprach.

Die Überwindung von Wohnungslosigkeit ist eine staatliche Pflicht, welche sich aus den internationalen Menschenrechtsverträgen, wie etwa dem UN-Sozialpakt, sowie dem Deutschen Grundgesetz ergibt. Die neue Bundesregierung wird von Sozialverbänden aufgefordert diese Verpflichtung einzuhalten und den Aktionsplan fortzuführen.

Das Deutsche Institute für Menschenrechte äußert, „Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD lässt erkennen: Einige Aspekte von Wohnungsnot will die neue Bundesregierung angehen. Der Koalitionsvertrag nimmt auch auf die Umsetzung des NAPs Bezug. Es fehlen jedoch Maßnahmen, die konkret auf die Vermeidung und Überwindung von Wohnungslosigkeit abzielen. Diese müssen bei einer Fortschreibung des Nationalen Aktionsplans nun zwingend ergänzt werden.“

Der Diakoniepastor des Diakonischen Werks in Hannover, Friedrich Feldkamp fordert, “Die Politik muss das Vorhaben des Nationalen Aktionsplans stringent umsetzen, das Hilfefeld in der Wohnungsnotfallhilfe konsequent stärken und den Wohnungsmarkt für wohnungslose Menschen besser zugängig machen. Zwar sind Stadt und Region bereits ambitioniert, doch die sich verschärfenden Bedingungen zeigen, dass noch mehr getan werden muss.“

So spricht die Landesfraktion der SPD in Niedersachsen von einem Modellprojekt zur Sozialen Wohnraumakquise, welches am 5. Mai 2025 startete. Zudem von der Bündelung von bestehenden Maßnahmen und dem Ausbau von Präventionen zu Wohnungsverlusten. Die Begleitung von wohnungslosen Menschen soll verbessert und die personellen Kapazitäten in Tagesaufenthalten ausgebaut werden. Schöne Ausblicke, wenn eine zeitnahe Umsetzung und Erfolge eintreten sollten.

Herausforderungen im Berufsalltag

Welche Bedeutung haben die Statistiken, die Forderungen und politischen Ausblicke für den beruflichen Alltag in der Wohnungsnotfallhilfe. Diese zeigen die wachsenden Herausforderungen für die Tätigkeiten und Arbeitsweisen von Beschäftigten auf, eine konkrete und zeitnahe Abhilfe der angespannten Situation wird dadurch aber nicht gegeben.

Einblicke in den Alltag in einer Einrichtung für Wohnungslose vermittelt eine Reportage der Gewerkschaft ver.di. Die Obdachlosenhilfe der Lebensraum Diakonie e.V. in Lüneburg wurde begleitet und schildert von den wertschöpfenden Tätigkeiten sowie den Herausforderungen der Beschäftigten.

Der Report ist hier zu finden >> „Kleine Glücksmomente“