Gutachten zur pflegerischen Versorgung

Welchen Stand hat die pflegerische Versorgung in Deutschland? Fühlt sich die Bevölkerung gut versorgt? Wie ist die Qualität in den Langzeitpflege? Mit diesen Fragen haben sich Krankenkassen beschäftigt und Gutachten dazu erstellt. Die Ergebnisse zeigen eine eindeutige Tendenz – Veränderungen werden dringend benötigt!

DAK-Pflegereport 2025

Die Krankenkasse DAK hat den Pflegereport 2025 erstellt und drängt auf tiefgreifende Reformen in der Pflege. Die Daten zeigen: Viele Bürgerinnen und Bürger haben den Glauben an eine gute und bezahlbare Pflege längst aufgegeben. Gleichzeitig fehlt Betroffenen aus Unkenntnis der Beratungsangebote oft der Zugang zur professionellen pflegerischen Versorgung.

Für die Untersuchung hat die Kasse nach eigener Darstellung 4.580 Personen zwischen 16 und 70 Jahren befragt, was sie von der Pflegeversorgung halten und wo sie auf Reformen der Politik hoffen. Die Antworten belegen einen eklatanten Vertrauensverlust in das bestehende System der Pflegeversicherung und nehmen die Politik in die Pflicht.

65 Prozent der Befragten halten die Versorgung für nicht gut. 92 Prozent sagen, gute Pflege hängt vom eigenen Vermögen ab. Zwei Drittel erwarten demnach, sich im Alter gar keine professionelle Pflegeunterstützung leisten zu können. Und 85 Prozent der Menschen sagen, die Politik müsse mehr für die Sicherstellung einer verlässlichen Pflege tun.

Um das System der Pflege effektiver und auch zukunftssicher zu machen, sind viele Reformschritte nötig. Die Umfrage belegt, dass viele Menschen vorhandene Beratungsangebote wie die Pflegestützpunkte nicht kennen. Folglich fehlt Betroffenen oft der Zugang zur professionellen pflegerischen Versorgung. Es gehe um die Frage, wie auch in der Pflege gleichwertige Lebensbedingungen in Deutschland gewährleistet werden könnten. „Hier braucht es einheitliche Standards, die sich an den Lebensrealitäten der Betroffenen und an den regionalen Gegebenheiten orientieren“, sagte Thomas Klie, Autor der Erhebung.

Klie wirbt für das Konzept „Pflegestützpunkt plus“. Ziele seien unter anderem eine bessere Vernetzung und gezielte Steuerung der ehrenamtlichen Hilfen. Die Bundesregierung müsse die Pflegeberatung in den Kommunen ausbauen und gesetzlich neu konzipieren.

Der Report zum Nachlesen >> DAK-Pflegereport 2025

AOK-Qualitätsatlas Pflege

Mit der Qualität der Versorgung in Pflegeheimen befasst sich der AOK-Qualitätsatlas Pflege. Die Daten besagen, dass die Versorgungsqualität bundesweit enorm unterschiedlich ist. Die Zahlen beruhen auf Abrechnungsdaten der AOK-Pflege- und Krankenkassen, die rund ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland versichern.

Der Qualitätsatlas beleuchtet zehn Indikatoren, die auf Qualitätsmängel bei der Pflege hinweisen können. Dies sind unter anderem vermeidbare Krankenhauseinweisungen, das Auftreten von Druckgeschwüren und Stürzen oder die Dauerverordnung von Antipsychotika bei Demenz. Zudem werden kritische Ereignisse in der pflegerischen, ärztlichen und therapeutischen Versorgung in Deutschland erfasst. Der Atlas hebt drei wesentliche Schnittstellen zwischen Pflege und Gesundheit hervor und macht sie so regional vergleichbar.
Laut dem wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) hat es in den Jahren 2022 und 2023 bei allen Indikatoren kaum Verbesserungen gegeben.
In Rheinland-Pfalz kam es demnach besonders häufig zu Klinikeinweisungen von dementen Personen infolge von Flüssigkeitsmangel, in Baden-Württemberg und Berlin zu besonders wenigen. Im Bundesdurchschnitt erhielten 2023 knapp 9,6 Prozent aller Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner mit Demenz dauerhaft Antipsychotika. Im Landkreis Coburg in Bayern waren es mit 18 Prozent am meisten, im niedersächsischen Kreis Helmstedt mit 3 Prozent am wenigsten.

Die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann rief dazu auf, die Herausforderungen in der Langzeitpflege anzugehen. Diese Herausforderungen könnten die Gesundheit von Bewohnerinnen und Bewohnern ernsthaft gefährden. Für eine bessere Versorgung von Pflegebedürftigen müssten bestehende Strukturen überdacht und starre Sektorengrenzen überwunden werden.

Der Qualitätsatlas zum Nachschlagen >> AOK-Qualitätsatlas Pflege