Der Aktionstag Suchtberatung wurde im Jahr 2020 durch die Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) und dessen Mitgliedsverbände ins Leben gerufen und fand diesjährig am 13.November statt. Bundesweit beteiligten sich Suchtberatungsstellen mit Veranstaltungen und Aktionen, um die breite Öffentlichkeit auf ihr Tätigkeitsfeld aufmerksam zu machen.
„Sucht betrifft uns alle – Hilfe auch!“
Der thematische Schwerpunkt des Aktionstag stand unter dem Motto „Sucht betrifft uns alle – Hilfe auch!“ Denn Abhängigkeit ist kein Randthema, sondern betrifft die ganze Gesellschafft. Nach Auskunft der DHS leiden fast 10 Millionen Menschen in Deutschland unter einer Abhängigkeitserkrankung – quer durch alle Altersgruppen und Schichten.
Durch den Aktionstag wurde auf die Bedeutung und den Stellenwert der Suchtberatungsstellen aufmerksam gemacht – Kommunal Wertvoll! Suchtberatungsstellen beraten, behandeln und begleiten, unterstützen und stabilisieren Abhängigkeitserkrankte in Krisen sowie in dauerhaft herausfordernden Lebenssituationen. Sie bieten vor Ort eine unverzichtbare Hilfe für suchtgefährdete und abhängig erkrankte Menschen und ihre Angehörigen.
„Mit dem Aktionstag wollen wir Betroffene und Angehörige sowie die Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträger über die auch gesellschaftlich wertvolle Arbeit der Beratungsstellen informieren. Wir wollen die Schlüsselfunktion der Beratungsstellen im Suchthilfesystem aufzeigen und darüber hinaus darstellen, was es braucht, um diese zentralen Aufgaben gut erfüllen zu können“, so Serdar Saris, die Vorsitzende der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen (NLS).
Niedersachsen – „Wissen schützt – Beratung stärkt“
In Niedersachsen gibt es rund 1,3 Millionen Menschen, die von einer substanzbezogenen Störung oder einem Suchtverhalten betroffen sind. Damit ist etwa jede sechste Person im Land unmittelbar betroffen. Hinzu kommen zahlreiche Menschen aus dem sozialen Umfeld, die indirekt betroffen sind.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen und die Paritätische Suchthilfe Niedersachsen hatten für ihre Aktivitäten das Thema „Wissen schützt – Beratung stärkt“ gewählt, um den Fokus auf Aufklärung, Prävention und die Stärkung individueller Handlungskompetenzen zu legen. Suchtberatung ist dort wirksam, wo Menschen leben, lernen und arbeiten – in Schulen, Betrieben, Vereinen und Nachbarschaften. Sie verbindet Aufklärung, Prävention und persönliche Begleitung.
„Beratung und Prävention müssen in den Lebenswelten stattfinden. So erreichen wir Menschen dort, wo Fragen entstehen, und Entscheidungen getroffen werden“, sagt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. Diese wichtige Arbeit ist jedoch gefährdet: Viele Beratungsstellen kämpfen mit steigenden Kosten und unsicheren Förderungen.
Diakonische Suchtberatungsstellen in Niedersachsen
Laut Mitteilung der Diakonie in Niedersachsen stehen insgesamt 75 vom Land Niedersachsen anerkannte, trägerübergreifende Fachstellen für Suchtberatung zur Verfügung, 35 davon sind diakonische Beratungsstellen. Ergänzt durch verschiedene Nebenstellen ergibt sich eine Gesamtzahl von 56 diakonischen Suchtberatungsangeboten.
Beim Aktionstag wurden von der Diakonie in Niedersachsen ebenfalls die Themen Aufklärung und Prävention in den Fokus gerückt, verbunden mit dem Appell an die Politik zu einer auskömmlichen Refinanzierung.
„Präventionsarbeit trägt wesentlich dazu bei, Menschen davor zu schützen erst in eine Sucht zu geraten. Gleichzeitig stärkt sie das gesellschaftliche Verständnis dafür, dass Sucht eine Krankheit ist – und kein individuelles Versagen. Das Ziel ist es den Betroffenen zu vermitteln, dass frühe Hilfe, schwerwiegende gesundheitliche und soziale Folgen verhindern kann. Dazu braucht es aber ein flächendeckendes, starkes Präventionsnetz in Niedersachsen. Aktuell ist nicht jede Fachstelle für Sucht und Suchtprävention mit einer Präventionsfachkraft versorgt. Zudem sind die vorhandenen Präventionsstellen nicht auskömmlich finanziert. Wenn wir hier sparen, ist das für die Gesellschaft mit enormen Folgekosten verbunden.“, sagt Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen. „Die Fachstellen für Suchtberatung leisten unverzichtbare Arbeit – und sind dennoch chronisch unterfinanziert. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass die Suchtberatung endlich auskömmlich und dauerhaft verlässlich finanziert, wird.“
Die Diakonie in Niedersachsen fordert daher >> 1 Million Euro mehr für die Suchtberatungsstellen in Niedersachsen.



