Eine Blitzumfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) ergab eine rapide Verschärfung der wirtschaftlichen Schieflage niedersächsischer Krankenhäuser.
Das Defizit der Krankenhäuser in Niedersachsen für das Jahr 2022 wird mit 217 Millionen € ausgewiesen. Laut des erst im Januar 2023 veröffentlichtem „NGK -Indikators 2022“ (wir berichteten) wurde die wirtschaftliche Entwicklung bereits als erschreckend prognostiziert.
Zum Jahresbeginn gingen 88,2% der Krankenhäuser von einer negativen Entwicklung aus und kein einziges Krankenhaus rechnet mit einem positiven Ergebnis.
Das erwartete Defizit in Niedersachsen 2023 steigt auf über 500 Millionen Euro
Gerade mal zwei Monate später wird inzwischen, wie der Pressemitteilung der NKG zu entnehmen ist, von einem niedersachsenweit zu erwartenden Defizit von rund 532 Million Euro ausgegangen, dies ist mehr als das Doppelte des Vorjahresdefizit.
Die Anzahl der Krankenhäuser welche mit einem negativen Jahresergebnis 2023 rechnen steigt um fast 5 % auf insgesamt 93% der niedersächsischen Kliniken. Jedes vierte von fünf Krankenhäusern ist betroffen.
„Die vorliegenden Zahlen sind alarmierend. Die Krankenhäuser befinden sich in einer wirtschaftlich extrem angespannten Lage, die sich weiter zuspitzt. Es ist sofortige Hilfe erforderlich. Die Kliniken benötigen vor der bundesweit geplanten Krankenhausreform ein Vorschaltgesetz, das ihre wirtschaftliche Lage kurzfristig stabilisiert und die strukturelle Unterfinanzierung behebt, bis die Reform greift“, betont Dr. Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG.
Das zu erwartende bundesweite Defizit beträgt 15 Milliarden Euro
Nach Angabe der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) beläuft sich das Defizit der Krankenhäuser bis Ende März 2023 auf bundesweit 9 Milliarden Euro und bis zum Jahresende wird mit einem Gesamtdefizit von rund 15 Milliarden Euro gerechnet.
„Dass die Krankenhauslandschaft reformiert werden muss, daran zweifelt niemand. Die Lage sei in vielen Häusern „dramatisch“, sagt Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, „Die Krankenhäuser sind „dramatisch unterfinanziert“, jahrelang ist nicht investiert worden und die steigende Inflation werde nicht ausgeglichen.“
Die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung soll Abhilfe schaffen und Insolvenzen von Krankenhäusern entgegenwirken. Doch die Reform weißt Verbesserungsbedarf auf und Kritik kommt sowohl aus den Reihen der Gesundheitsminister der Länder, als auch die DKG hatte im Februar einen eigenen Vorschlag zur Reformdiskussion eingebracht. Was und wie aus den Vorschlägen entwickelt wird und ob ein kurzfristig greifendes „Vorschaltgesetzt“ eingesetzt wird, dass bringt die Reformkommission der Bundesregierung auf den Weg. Bis zum Sommer sollen die Eckpunkte des Gesetzt erstellt werden und bis zum Jahresende wird auf eine Verabschiedung der Reform gehofft.