Der Sinkflug in der Altenhilfe hat längst begonnen …. Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) spricht sich daher sehr deutlich für umgehende Veränderungen aus.
Der AGVP-Präsident Thomas Greiner erklärt, „Wir wissen heute sehr genau: Die Altenpflege befindet sich auf dem Sinkflug geradewegs in ein Bermuda-Dreieck. Denn erstens, werden in Zukunft Pflegekräfte rarer, zweitens werden wir nicht mehr Geld für die Pflege zur Verfügung haben und drittens wird gleichzeitig die Zahl der Pflegebedürftigen drastisch zunehmen. 20 Prozent der Deutschen sind heute schon älter als 60 Jahre. Seit Monaten werden Pflegeeinrichtungen von einer Insolvenzwelle überrollt. Pflegebedürftigen entgeht immer häufiger eine zeit- und wohnortnahe Versorgung. Wenn wir so weitermachen wie bisher, stoßen wir Millionen von hilfebedürftigen Menschen vor den Kopf.“
Neben dem Umgang mit der Personalsituation kritisiert der Verband die Finanzierung in der Pflege, „Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass die Kassen den wirtschaftlichen Betrieb von Pflegeeinrichtungen ermöglichen und die Versorgung ihrer Versicherten sicherstellen müssen. Stattdessen lassen sie Pflegeeinrichtungen mit steigenden Kosten allein und bieten ihnen Verhandlungstermine zur Finanzierung von Kostensteigerungen frühestens am Sankt Nimmerleinstag an. Wenn Pflegekassen derart die Versorgung gefährden, lassen sie ihre Angehörigen, Familien und Pflegebedürftigen im Stich. Unterdessen weigern sich die Bundesländer und Sozialhilfeträger, die Investitionskosten für Erhalt und Ausbau pflegerischer Infrastruktur zu finanzieren.“
Hintergrund der scharfen Äußerungen sind zwei unabhängig voneinander geführte, vom Arbeitgeberverband in Auftrag gegebene, Forsa-Umfragen. Laut der Umfragen bewerten 70 Prozent der Befragten die pflegerische Versorgung als ausreichend bis mangelhaft. Nur 3 Prozent sehen eine gute Versorgung gewährleistet und eine Verschlechterung stellen 38 Prozent der Befragten fest.
Gar kein bis wenig Vertrauen in die Pflegepolitik zu haben geben sogar 92 Prozent an.
Die Ergebnisse spiegeln die Sorgen der Bürger*innen um die eigene Versorgung im Alter wieder. Ebenso ist dadurch die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in der Altenpflege erkennbar.
Pflegereform notwendig
Nicht nur der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) spricht sich für umgehende Reformen aus. Auf der Diakonie Konferenz in Rostock war der Umgang mit dem akuten Pflege–Fachkräftemangel das Hauptthema.
„Aufgrund von Personalmangel werden bereits Stationen in Krankenhäusern und Wohnbereiche in Pflegeeinrichtungen geschlossen“, warnte der Verband zum Abschluss der zweitägigen Konferenz Diakonie und Entwicklung (EWDE).
Die Konferenz mit über 110 Delegierten ist das höchste beschlussfassende Gremium des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung, zu dem die Diakonie Deutschland, Brot für die Welt und die Diakonie Katastrophenhilfe gehören.
Der akute Personalmangel bereitet dem Diakonie-Wohlfahrtsverband große Sorgen. Die absehbare Personallücke von bis zu 500.000 Vollzeitkräften im Pflegebereich bis Ende 2030 wird die akute Schieflage drastisch verschärfen.
„Eine Pflegereform ist dringend notwendig“, sagte Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik bei der Diakonie Deutschland, „Wir brauchen unbedingt Verbesserungen der Rahmenbedingungen in der Pflege. Das ist unbestritten. Da drängen wir den Gesundheitsminister intensiv.“
Die Diakonie Deutschland gehört nach eigenen Angaben mit ihren 33 400 Angeboten und einer Kapazität von 1,1 Millionen Betten beziehungsweise Plätzen bundesweit zu den größten Trägern von Einrichtungen für die Pflege, Betreuung und Begleitung von Menschen.
Weitere Themen der Konferenz waren die Integration von ausländischen Pflegefachkräften und die Unterstützung der häuslichen Pflege. Hier wurde für eine professionelle Begleitung und eine stärkere Entlastung geworben.