Auf der Tagung der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) in Würzburg im November werden drei neue Mitglieder für den Rat der EKD gesucht. Der 15-köpfige Rat setzt sich aus 14 durch Synode und Kirchenkonferenz gewählte Mitglieder und die Präses der EKD-Synode zusammen. Drei der gewählten Mitglieder sind nun ausgeschieden oder scheiden aus.
Missbrauchsfälle und Aufarbeitung sowie Ruhestand dezimieren den Rat
Zum Einen ist der Sitz der ehemaligen Ratsvorsitzenden Annette Kurschus nachzubesetzen. Sie war im vergangenen Jahr zurückgetreten, nachdem ihr mangelnde Kommunikation bei der Aufarbeitung eines mutmaßlichen Missbrauchsfalls durch einen Bekannten vorgeworfen wurde.
Der zweite zu besetzende Sitz wird der von Prof. Dr. Jacob Joussen sein, welcher angekündigt hat sein Amt auf der Tagung niederzulegen. Im Interview mit dem Portal „katholisch.de“ erklärt er, dass einer der Gründe der Umgang der EKD mit der Missbrauchsaufarbeitung sei. Er sei der Meinung, dass die Aufarbeitung externalisiert sein muss. „Eine Institution wie die EKD kann sich nicht selbst aufarbeiten.“ Die Art und Weise wie die EKD und ihre Landeskirchen mit den Ergebnissen der im Januar vorgestellten ForuM-Studie umgehen, entspräche nicht Joussens Art, Verantwortung zu übernehmen. Eine externe Aufarbeitung sei in der Kirche nicht vermittelbar. Dazu seien „die Beharrungskräfte zu groß“, wie Joussen angab.
Nur vermuten können wir, dass auch die Meinungsverschiedenheiten zur vergangenen MVG-EKD-Novellierung, in der Prof. Dr. Joussens inhaltliche Vorschläge oft nicht angenommen, gar abgetan wurden, ebenso eine Rolle spielen. Es ist zu bedauern, dass ein weltlicher Jurist aus diesem Kreis ausscheidet. Für Herrn Prof. Dr. Joussen ist es, aus unserer Sicht, wichtig, auch durch gesetzliche Regelungen im kirchlichen Bereich, den Interessenausgleich zwischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen auf Augenhöhe zu gestalten und sich dem weltlichen Recht anzunähern. Leider ein Kampf gegen Windmühlen und doch gilt unser Dank diesen fortwährenden Bemühungen.
Der dritte Sitz wird durch den Ruhestand von Volker Jung, Kirchenpräsident von Hessen-Nassau, frei. Dieser hatte bereits bei seiner Wahl 2021 angekündigt, nur für drei Jahre zur Verfügung zu stehen.
Auch der Ratsvorsitz wird neu gewählt
Ebenso zur Wahl steht die Position der oder des Ratsvorsitzenden. Nach dem Ausscheiden von Annette Kurschus hatte die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs dieses Amt übernommen. Sie hatte bereits angekündigt, auch für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen.