Die Überlastung und Personalnot in den Gesundheitseinrichtungen hat auch deutliche Auswirkungen auf die Qualität der Pflegeausbildung. Das zeigt der aktuelle „Ausbildungsreport Pflegeberufe 2021“ der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). An der Befragung hatten sich über 3.000 Auszubildende und Studierende beteiligt. Von diesen sind nicht einmal 43 Prozent mit ihrer Ausbildung zufrieden – weit weniger als in klassischen dualen Ausbildungsberufen.
Alarmsignal nicht ignorieren
„Die hohe Unzufriedenheit von Auszubildenden in der Pflege ist ein Alarmsignal, das Arbeitgeber und politisch Verantwortliche nicht ignorierten dürfen“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. „Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Ziel muss es sein, dass sie ihre Ausbildung abschließen und langfristig im Beruf bleiben. Dafür braucht es gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen.“
Fehlende Regeneration und mangelhafte Begleitung
Laut Befragung fühlt sich fast die Hälfte der Auszubildenden in der Pflege durch die Ausbildungsbedingungen häufig oder immer belastet. Viele klagen über hohen Zeitdruck (62 Prozent), mangelnde Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben (48 Prozent) sowie fehlende Pausen (43 Prozent). Über 58 Prozent berichten, dass sie immer oder häufig Probleme haben, sich in ihrer Freizeit zu erholen. Dies stellt eine Verdoppelung gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2015 dar. Bei der Praxisanleitung liegt ebenfalls einiges im Argen: Über 43 Prozent der Auszubildenden berichten, selten oder nie von Praxisanleiterinnen oder Praxisanleitern an ihre beruflichen Aufgaben herangeführt zu werden.
Risiko Berufsflucht
„Die Pflegeausbildung ist beliebt“, stellte Bühler unter Verweis auf zunehmende Ausbildungszahlen fest. Laut Statistischem Bundesamt haben allein 2021 rund 56.300 Menschen eine Pflegeausbildung begonnen, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. „Ganz offensichtlich wollen viele junge Menschen in ihrem Berufsleben etwas Sinnstiftendes tun, etwas, das anderen hilft – das ist ermutigend.“ Doch sie müssten auch langfristig in den Pflegeberufen gehalten werden. „Wenn viele junge Menschen nachkommen und die Erfahrenen gehalten werden können, kann der Teufelskreis aus Überlastung, Berufsflucht und weiter steigender Belastung durchbrochen werden“, so die Gewerkschafterin. „Gute Bedingungen in der Ausbildung und im betrieblichen Alltag – das ist die Lösung.“
Endlich handeln!
Der Ausbildungsreport macht erschreckend deutlich, dass endlich gehandelt werden muss. Auch Mitarbeitervertretungen hören immer wieder von Auszubildenen, wie unbefriedigend oftmals die Ausbildung erlebt wird. Die Tatsache, dass fast die Hälfte selten oder nie eine gute Praxisanleitung vor Ort erleben, sollte bei den Verantwortlichen die Alarmglocken läuten lassen. Und wenn Auszubildende berichten, dass sie Personallücken schließen müssen, so hat dies nichts mit der Qualität und dem Anspruch zu tun, wie er von den Fachschulen und Ausbildungsstätten beworben wird. Auch wenn junge Menschen in ihrem Berufsleben etwas Sinnstiftendes tun wollen, so ist dies kein Selbstläufer. Es bedarf guter Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen. Nur so ist eine nachhaltige Arbeitszufriedenheit und gute Qualität in der Pflege erreichbar. Die Ergebnisse des Reports zeigen, dass gehandelt werden muss. Jetzt!
Weitere Informationen zum „Ausbildungsreport Pflegeberufe 2021“ gibt es >>>hier
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