Kitas vor dem Kollaps – ohne Fachkräfte keine Bildung

Kita-Fachkräfte in Hannover schlagen Alarm

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat in dieser Woche durch bundesweite Aktionen auf die alarmierende Situation in den Kindertageseinrichtungen aufmerksam gemacht. Auch in Hannover beteiligen sich in ver.di organisierte Kitafachkräfte daran. Sie überreichten am Mittwoch die von der Politik festgelegten Bildungspläne dem Historischen Museum zur Aufbewahrung.

Die Bildungspläne, die in den Bundesländern von den jeweiligen Landesregierungen erstellt werden, beschreiben die Leitlinien für die frühkindliche Bildung mit ganzheitlichen und inklusiven Ansätzen. Ausgangspunkte sind „individuelle Bildungsansprüche“ des Kindes und das Recht des Kindes „auf eine uneingeschränkte, umfassende und an den individuellen Bedürfnissen orientierte Bildung“.

Keine Fachkräfte, keine Bildung

„Die Fachkräfte teilen diesen Anspruch an ihre Arbeit. Ihnen ist es wichtig, die Kinder gut in ihrem Bildungs- und Entwicklungsprozess zu begleiten. Im beruflichen Alltag ist das aber wegen der Fachkräftelücke nicht mehr möglich“, sagt die stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende Christine Behle. „Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden.“

Bildungspläne für Kinder ein Fall für´s Museum?

Die Forderung nach einem quantitativen und qualitativen Ausbau des Systems der frühkindlichen Bildung und dem notwendigen Aufbau des Fachpersonals bekräftigten die Kita-Fachkräfte mit der Übergabe der Landesbildungspläne an das Historische Museum in Hannover. Sie möchten die Bildungspläne, solange diese nicht mehr in den Kitas angewendet werden können, gut verwahrt wissen. Damit verbinden sie den Wunsch, diese nach Beendigung der Krise wieder abzuholen.

Quantität vor Qualität?

Für den Präsidenten der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) Peter Adrian scheint die Lösung für die besorgniserregende Situation in Kitas kein Problem zu sein. In der „Bild am Sonntag“ warb er dafür, dass Kitas „auch auf Arbeitskräfte zurückgreifen, die vielleicht nicht allen Ausbildungskriterien genügen.“ Die Kita-Fachkräfteverbände der Bundesländer haben in einem offenen Brief Peter Adrian gefragt, ob er sich über den gesetzlichen Auftrag der Kitas und über entwicklungspsychologische Grundlagen schon einmal Gedanken gemacht habe. Und weiter: Kitas sind keine Aufbewahrungsanstalten, in denen viele verschiedene Leute stundenweise auf Kinder aufpassen. Es geht nicht darum, Kinder zu parken, damit Eltern möglichst viele Stunden dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Einen Artikel der Tageszeitung „Junge Welt“ zur Aktionswoche gibt es >>>hier

Den offenen Brief an Peter Adrian (DIHK) gibt es >>>hier