Pflegesystem ist „nicht mehr zu retten“

Der Vorstand der Rummelsberger Diakonie, Karl Schulz, hat von der Politik gefordert, Reparaturversuche am Pflegesystem zu unterlassen. Das System sei „nicht mehr zu retten“, sagte er: Eine „komplett neue“ langfristige Strategie sei nötig. Die tägliche Arbeit in den Pflegeeinrichtungen zeige „ein System der Unerträglichkeit“, sagte der Diakonie-Vorstand. Eine der großen Schwachstellen in diesem System macht Schulz unter anderem bei der Trennung der Kostenübernahmen in der stationären und der ambulanten Pflege aus.

Schließung von Häusern

Schulz prognostizierte in nächster Zukunft die Schließung immer mehr stationärer, aber auch ambulanter Pflegeinrichtungen, weil sie nicht mehr das nötige Personal finden. Die Pflegekräfte seien an der Grenze der Belastbarkeit. Betten könnten nicht mehr belegt werden, weil die Krankheitsquote bei den Mitarbeitenden zunehme.

Öfter mal Nein sagen

Der Diakonie-Vorstand blickte auch selbstkritisch auf die Träger von Pflegeeinrichtungen: „Wir müssten als Sozialpartner öfter mal Nein sagen.“ Die Träger machten „vielleicht noch zu viel möglich“. Ein Beispiel sei der Einsatz von Zeitarbeitskräften in der Pflege. Sie würden die Einrichtungen sehr viel mehr Geld kosten als reguläre Beschäftigte: „Als Träger müssten wir eigentlich Wohnbereiche schließen, weil wir diese Zeitarbeitskräfte nicht refinanziert bekommen.“
Wegen der gestiegenen Kosten für Pflege werden sich nach Schulz‘ Ansicht immer weniger Menschen von ihrem eigenen Geld einen Pflegeheimplatz leisten könnten.

Die Rummelsberger Diakonie ist Träger von über 230 Diensten und Einrichtungen für Kinder, Jugendliche, Familien, Menschen mit Behinderung sowie Seniorinnen und Senioren. Sie beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 6.200 Mitarbeitende. Der Jahresumsatz beträgt rund 350 Millionen Euro.