Dramatischer Personalmangel und Krankenstand in der Pflege

Der Krankenstand in den Pflegeberufen entwickelt sich parallel zum Personalmangel dramatisch. Im letzten Jahr waren so viele Beschäftigte im Gesundheitswesen krank wie nie zuvor, dies ergaben mehrere übereinstimmende Analysen verschiedener Krankenkassen.

Die Techniker Krankenkasse (TK) spricht von einem Anstieg des Krankenstands von knapp 40 % zwischen 2012 und 2022, wie wir berichteten >> 40 Prozent- Sprunghafter Anstieg der Krankschreibungen

DAK Gesundheitsreport 2023 verweist auf einen allgemeinen Anstieg von 42,7 Prozent

Die Auswertung der Krankmeldungen der 2,1 Mio. Versicherte der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) ergab einen Anstieg um 5,5% zum Vorjahr, auf insgesamt 42,7 %. Dieser Wert bestätigt die Analysen der TK und greift die negative Entwicklung auf >> DAK Gesundheitsreport 2023

Bei der DAK werden Atemwegserkrankungen als häufigste Ursache für Krankmeldungen benannt, gefolgt von Erkrankungen des Muskel– Skelett– Systems und psychischer Erkrankungen.

Der Gesundheitsreport der DAK befasst sich zudem mit dem Schwerpunkt des Personalmangels und den Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten. Hierzu wurde eine Befragung von rund 7.000 Erwerbstätigen durchgeführt.

Diese Umfrage ergab das 45% der Befragten regelmäßigen Personalmangel im Arbeitsalltag erleben und dadurch negative Auswirkungen auf die Gesundheit spüren. Insbesondere die Beschäftigten aus der Pflegebranche sind stark betroffen, 74% der Krankenpflegekräfte und 65% der Altenpflegekräfte können durch die Personalnot ihre Arbeit nur unter großen Anstrengungen bewältigen.

Das grundsätzlich zu wenig Personal beschäftigt wird und zudem noch ungewöhnlich viele Personalausfälle vorkommen gaben 57% der Krankenpflegekräfte, 37,5% der Altenpflegekräfte und 40% der Erzieherinnen an.

Die Parallele zwischen dem steigenden Personalmangel und der Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten wird hierdurch verdeutlicht und weist eine dramatische Entwicklung auf.

Laut AOK liegt der Anstieg sogar bei 44 Prozent

Die Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten der 700.000 Versicherten des AOK Bundesverbands hat einen Anstieg in den letzten 11 Jahren von insgesamt 44,2 % ermittelt und ist somit noch höher als die anderen Auswertungen. Demnach haben sich drei von vier Beschäftigten in der Pflege im Jahr 2022 mindestens einmal im Jahr krankgemeldet und fielen somit 8,8% aller Arbeitstage aus >> Krankenstand in der Pflege

Als häufigster Grund für die Krankschreibung wurden ebenfalls Atemwegserkrankungen benannt, wobei sich die Anzahl im Vergleich zum Jahr 2021 verdoppelt hat. Belastungen durch Personalmangel wurden nicht gesondert aufgenommen, spiegeln sich jedoch durch die Häufigkeit der Krankmeldungen wieder.

„Die Anforderungen an die Pflege sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Hinzu kommen Belastungen durch den andauernden Personalmangel. Das geht häufig zulasten der Gesundheit der Beschäftigten“, sagt Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK- Bundesverbandes „Grundsätzlich kommt es aber darauf an, notwendige Reformen im Krankenhaus- und Pflegebereich endlich anzugehen. Dies ist die Grundlage, um Arbeitsbedingungen und -organisation in der Pflege zu verbessern.“

Der AOK Bundesverband bietet daher verstärkt Angebote zur Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) an und unterstützt Unternehmen und Einrichtungen bei der Einführung und Umsetzung eines Gesundheitsprogramms. Eine hilfreiche Begleitung für Einrichtungen, welche kein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) haben oder ein bestehendes Programm erweitern möchten.

„Auch in diesem Jahr setzen wir verstärkt auf die Gesundheitsförderung in Pflegeberufen. Mit persönlicher Beratung und bedarfsgerechten BGF-Angeboten unterstützen wir Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser dabei, ihre Beschäftigten im Rahmen von Präventions- und Gesundheitsprogrammen zu schützen und zu fördern“, sagt die AOK-Vorständin.