Die hohe Anzahl von Patient:innen, welche ohne vorherige Ersteinschätzung in die Notaufnahme kommen, führt zur Überfüllung und langen Wartezeiten. Folgen sind oftmals angespanntes und überbelastetes Personal sowie verunsicherte und gereizte Patient:innen.
„Zu schlechtes Gefühl, um abzuwarten“
Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK ermittelt warum Notaufnahmen, ohne vorherige ärztliche Einschätzung, aufgesucht werden. Für die Umfrage wurden im April 2025 mehr als 8.500 Personen über 18 Jahre, welche in den letzten 5 Jahren eine Notaufnahme besucht hatten, befragt.
41 Prozent der Befragten gaben an, die Notaufnahme direkt aufgesucht zu haben, ohne eine ärztliche Einschätzung vorab einzuholen.
Die Hauptgründe sind:
• 34 Prozent der Befragten fühlten sich zu schlecht, um abzuwarten
• 14 Prozent der Befragten hatten Angst vor lebensbedrohlichen Situationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall
• 10 Prozent der Befragten hatten keinen Facharzttermin bekommen
Insgesamt wurden die Notaufnahmen von mehr jungen Personen (18 – 29 Jahre) direkt aufgesucht als von anderen Altersklassen, insbesondere von Personen über 60 Jahren.
24 Prozent der Befragten wurden von einer Arztpraxis in die Notaufnahme geschickt und 11 Prozent nach einer Ersteinschätzung durch den ärztlichen Bereitschaftsdienst.
Lösungsansätze zur Entlastung
Laut der AOK können Entlastungen für die Notaufnahmen durch eine bessere Steuerung von Patient:innen erwirkt werden.
Der ärztliche Bereitschaftsdienst 116 117 ist zwar, nach Angabe der AOK, der Bevölkerung weitestgehend bekannt (78 Prozent). Allerdings haben nur 41 Prozent die Nummer angerufen, um sich bei akuten gesundheitlichen Beschwerden ärztlich Beraten zu lassen. Insgesamt ist ein Anstieg seit 2021 erkennbar, eine ausgeweitete Nutzung sei anzustreben.
Ein Lösungsansatz wäre die Schaffung von Integrierten Notfallzentren (INZ) zur besseren Steuerung. Patient:innen sollen dadurch ihre Anliegen möglichst schnell abklären können und auf den richtigen Behandlungspfad geführt werden. Notaufnahmen könnten so entlastet und nicht sachgerechte Inanspruchnahme von fachärztlichen Leitungen verhindert werden. Der ärztliche Bereitschaftsdienst, mit seinem Ersteinschätzungssystem und einer Terminvermittlung, könnte dabei Schnittstelle für die Notfall- und Primärversorgung werden.
Das Umfrage-Ergebnis >> Befragung zur Versorgung im Notfall
Zum anstehenden Reformentwurf der Notfallversorgung und des Rettungsdienstes im Herbst wird zudem zur Online-Diskussion aufgefordert. Fragestellungen sind unter anderem: Wie können Notaufnahmen entlastet werden? Welche Qualifikationen braucht das Personal? Wie gelingt ein störungsfreier digitaler Austausch? Wie können Rettungsdienst, Krankenhäuser und Katastrophenschutz besser zusammenarbeiten? Wie stark muss reformiert werden?
Die Online-Diskussion findet am Freitag 05. September 2025 von 13.00 – 14.00 Uhr statt und wird von Wohlfahrt Intern durchgeführt. Anmeldungen sind möglich über >> Reform des Rettungsdienstes und der Notfallversorgung