In einer Pressemitteilung hat sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) zur wirtschaftlichen Situation der Kliniken geäußert und sich dabei auf die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) berufen. Demnach beurteilen nur noch 6% der deutschen Krankenhäuser ihre Lage als gut.
Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers sind erschreckend
Nur rund 20% der Kliniken erwarten der Umfrage folgend ein positives Ergebnis für 2023. Mit 56% geht mehr als jedes zweite Krankenhaus von einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage aus. Die Umfrage zum Krankenhaus-Barometer wird unter einer repräsentativen Menge an Krankenhäusern ab 100 Betten durchgeführt. Beteiligt haben sich in 2022 insgesamt 309 Krankenhäuser.
Die Zahlen zeigen, dass der wirtschaftliche Druck auf die Kliniken immens ist. Dazu trägt wesentlich die hohe Inflationsrate in Verbindung mit den enorm gestiegenen Energiekosten in diesem Winter bei. Das Problem: durch die festgelegten Erlöse können die Krankenhäuser die entstehenden Mehrkosten nicht einfach auf die Krankenkassen umlegen, sondern müssen diese aus eigener Tasche finanzieren.
Es wird dringend nötig, dieses Finanzierungsmodell anzupassen und den Kliniken die entstehenden Fixkosten auch abseits der tatsächlichen Fallentlohnungen zu ersetzen. Für Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG ist es dafür schon fast zu spät: „Die schon vor einigen Monaten prognostizierte Insolvenzwelle rollt jetzt an. Die Politik hat den Zeitpunkt, an der sich die Welle aufhalten lässt, schon fast verpasst. Der Schaden für die Versorgung wird 2023 in vielen Regionen sichtbar werden. Corona und die zuletzt gehäuften Atemwegserkrankungen haben gezeigt, dass wir ein starkes Krankenhauswesen und flächendeckende Versorgung benötigen. Weitere überraschende Schließungen können wir uns nicht mehr leisten. Die von der Bundesregierung im Rahmen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds angekündigten Finanzhilfen zum Ausgleich von Energiepreissteigerungen helfen zwar an dieser besonderen Stelle, können aber das strukturelle Defizit wegen der inflationsbedingten allgemeinen Kostensteigerungen nicht ausgleichen.“
Personalmangel verschärft die Versorgungslage
Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Problemen stehen viele Krankenhäuser laut der DKG auch vor enormen Personalproblemen. So hätten zur Jahresmitte 2022 90% der Krankenhäuser Probleme bei der Besetzung von Pflegestellen gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr seien die offenen Stellen in der Allgemeinpflege um 43% und in der Intensivpflege um 20% gestiegen.
Dies ist sicherlich auch ein Ausdruck der wirtschaftlichen Schieflage der Krankenhäuser, sind Personalkosten doch die mit Abstand höchsten Ausgaben für die Kliniken. So wurde der schlechten Refinanzierungssituation über viele Jahre mit Personalabbau und Arbeitsverdichtung begegnet. Diese Rechnung geht für die Krankenhausbetreiber nun nicht mehr auf. Sie haben die Arbeitsbedingungen in der Pflege gemeinsam mit der Politik über einen langen Zeitraum so unattraktiv werden lassen, dass uns nun gesamtgesellschaftlich die Pflegekräfte ausgehen.
Saarbrückener Diakonie-Klinik schließt – Kündigungen an Heiligabend!
Eine diakonische Klinik wird jedenfalls schon sehr zeitnah schließen: das Ev. Stadtkrankenhaus Saarbrücken. Für das 124-Betten-Krankenhaus in der saarländischen Hauptstadt war schon im Herbst die Entscheidung zur Schließung gefallen. Das zur Kreuznacher Diakonie gehörende Krankenhaus hatte über die vergangenen Jahre hohe Fehlbeträge angesammelt und die Kreuznacher Diakonie sah keine Perspektive zum Weiterbetrieb mehr.
Pikant: das diakonische Unternehmen hat die mit der Schließung in Verbindung stehenden Kündigungen für die Mitarbeitenden ausgerechnet an Heiligabend zustellen lassen. Die Gewerkschaft ver.di hatte diesen Kündigungszeitpunkt scharf kritisiert und als unchristlich betitelt. Eine andere als diese Bewertung lässt das Verhalten der Kreuznacher Diakonie auch kaum zu, schließlich gab es laut ver.di keinen juristischen Grund, die Kündigungen genau an Heiligabend zuzustellen. Die angeblich sozialverträgliche Schließung des Krankenhauses ist laut Mitarbeitenden auch nur eine Nebelkerze. So seien zwar alternative Jobs in der Kreuznacher Diakonie angeboten worden, diese aber teilweise 100km entfernt oder mit bis zu 6 Entgeltgruppen niedriger als die bisherige Tätigkeit. Die Bereitschaft, diese Stellen anzunehmen, sei unter den Mitarbeitenden mehr als gering.