Vielerorts wird derzeit ein Verbot oder eine Begrenzung der Leiharbeit insbesondere im Pflegebereich gefordert. Erst kürzlich haben wir über eine Forderung der Arbeiterwohlfahrt Nordrhein-Westfalen berichtet. Nun gab es für uns die Möglichkeit, im Rahmen eines „Netzfundes“ die Perspektive der Leiharbeitnehmer:innen einzunehmen. Den zugehörigen Post möchten wir euch nicht vorenthalten.
Drastische Wortwahl aber passende Botschaft
Im Post selbst geht es schon gleich zu Beginn ans Eingemachte: „Wir arbeiten auch im letzten „Shithole-Klinikum-Pflegeheim-Whatever“, weil da sonst keine Sau mehr hin will und man den Schuppen sonst zumachen könnte“
In der Tat ist die Wortwahl drastisch, die Botschaft hat aber durchaus einen wahren Kern: Leiharbeitnehmer:innen arbeiten dort, wo die Arbeitsbedingungen so schlecht sind, dass es nicht mehr genug hauseigene Kräfte gibt.
Wir stellen Euch Mitarbeiter:innen, die halt das machen, was Euer eigenes Pflegepersonal seit Jahren fordert – einfach in Ruhe und ohne Störfeuer an und mit Menschen zu arbeiten. Für ein gutes Gehalt und eine Erholungszeit, die auch den Name verdient hat.
Der Post richtet sich direkt an die Arbeitgeberverbände, die nun allerorts ein Verbot der Leiharbeit fordern. Warum die Leiharbeit für die Arbeitgeberverbände die Wurzel allen Übels ist, dafür hat der Postersteller auch eine Erklärung: „Euch treibt ja nur in den Wahnsinn, dass wir nicht Eure Verfügungsmasse sind, die Ihr „bedrohen“ und „gängeln“ könnt, weil sie nicht einspringt oder umspringt.“
Die Leiharbeit ist nur ein Produkt der langfristigen Fehlentwicklungen
Der ganze Post ist übrigens auf Twitter erschienen und kann auf dieser Seite zusammenhängend gelesen werden. Er zeigt deutlich, dass die Leiharbeit nicht für die schlechten Bedingungen in den Betrieben verantwortlich ist und auch nur die Lücken stopft, die jahrelanges Fehlverhalten und Fehlplanung gerissen haben.
Die Leiharbeit ist nicht der Grund dafür, dass Arbeitnehmer:innen die Betriebe verlassen. Sie ist vielerorts der Grund dafür, dass Arbeitnehmer:innen überhaupt noch im erlernten Beruf tätig sind, statt gänzlich abzuwandern. Sie fängt auf. Sie bietet Dinge, die Arbeitgeber lange nicht als notwendig erkannt haben: ein auskömmliches Gehalt, ausreichenden Einfluss der Arbeitnehmer:innen auf ihre Dienst- und Urlaubsplangestaltung und eine ausgewogene Work-Life-Balance.
Arbeitgeber, die diese Bedürfnisse erkannt haben und Modelle zur Berücksichtigung entwickelt haben, sind in der Regel nicht auf Leiharbeitskräfte angewiesen. Sie können ihren Personalbedarf decken und so ohne staatliche Regulierung die Leiharbeit eindämmen. Think about it, Arbeitgeber!