Seit dem 06.05. ist Friedrich Merz der neue Bundeskanzler unserer Bundesrepublik. Gemeinsam wollen CDU/CSU und SPD in den kommenden vier Jahren regieren und hatten dazu einen rund 150 Seiten umfassenden Koalitionsvertrag erarbeitet. Doch kaum beginnt die Amtszeit, werden erste Ideen herausgegriffen und kritisiert. So zum Beispiel die Pläne zur Arbeitszeit, welche nun von der Hans-Böckler-Stiftung als „kontraproduktiv für die Wirtschaft“ bezeichnet wurden.
Koalition möchte wöchentliche Höchstarbeitszeit
Ein Plan der neuen Koalition ist, die Grenze der täglichen Höchstarbeitszeit aufzuweichen und stattdessen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit festzulegen. Diese soll Flexibilisierung ermöglichen, aber auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. So jedenfalls die Argumente der Befürworter. Zudem sollen Überstunden in Zukunft finanziell attraktiver gemacht werden. All das soll Anreize für möglichst lange Arbeitstage bieten. Doch wem genau nützt das?
Stiftung: längere Arbeitszeit schadet der Produktivität
Die Hans-Böckler-Stiftung sieht zumindest keinen Nutzen für die Arbeitnehmer:innen. Längere Arbeitszeiten führen zu höheren gesundheitlichen Risiken, das Unfallrisiko steigt nach der 8. Arbeitsstunde rapide an. Des Weiteren führt eine Entgrenzung der Arbeitszeit zu mehr Konflikten zwischen Arbeit und der privaten Care-Arbeit in Familien, die immernoch mehrheitlich von Frauen geleistet wird. Somit steigt auch hier die Belastung an und sorgt dafür, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sich verschlechtert und im Zweifel die Teilhabe von Frauen am Arbeitsleben sich damit ebenso verringert. Insgesamt sieht die Stiftung keine wirtschaftlichen Vorteile von längeren Arbeitszeiten.
Schon 2024 hatte die Union einen entsprechenden Antrag eingebracht und Dr. Amélie Sutterer-Kipping vom Hugo Sinzheimer Institut kam als Sachverständige zu dem Schluss, dass die bestehenden Spielräume ausreichen, „um weitgehende und nötige Flexibilität für beide Seiten des Arbeitsverhältnisses zu gewährleisten“.
Die Auswirkungen von langer und entgrenzterer Arbeitszeit lassen sich laut der Hans-Böckler-Stiftung schon jetzt anhand der Arbeitsbereiche feststellen, die personell unter einem großen Mangel leiden, so z.B. die Alten- und Krankenpflegebranche. Hier sei die Krankheitsquote mit durchschnittlich 37 Tagen pro Jahr und Arbeitnehmer:in besonders hoch und läge damit rund zwei Wochen über dem generellen Durchschnitt. Nur 22 Prozent der Arbeitnehmer:innen in der Branche glauben, dass sie ihren Job bis zur Rente ausüben können.
Die umfangreichen Ausführungen der Hans-Böckler-Stiftung zu den Plänen der Bundesregierung können unter diesem Link nachgelesen werden. Diesen können wir uns nur vollumfänglich anschließen und fordern die Bundesregierung auf, die tägliche Höchstarbeitszeitgrenze beizubehalten.