Führungskultur zwischen Wertschätzung und Belastung

Endlich den neuen Traumjob ergattert, aber der Chef sieht nicht, was Du leistest? Führungskräfte prägen den Arbeitsalltag maßgeblich – und das sowohl positiv als auch negativ. Das zeigt die aktuelle Auswertung des „Index Gute Arbeit“ des Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Rund 44 Prozent der Beschäftigten bewerten die Führungskultur in ihrem Betrieb als gut. Doch jede*r Vierte sieht hier deutliche Defizite. Besonders die Themen Wertschätzung, Meinungsklima und Arbeitsplanung stehen im Fokus – mit teils alarmierenden Ergebnissen.

Wertschätzung

Während 71 Prozent der Befragten angeben, sich von ihren Vorgesetzten wertgeschätzt zu fühlen, fehlt diese Anerkennung bei 29 Prozent komplett oder ist nur gering ausgeprägt. Besonders Beschäftigte in Hilfs- und angelernten Tätigkeiten berichten über mangelnde Wertschätzung. Hier liegt der Anteil derjenigen, die sich nicht anerkannt fühlen, bei über 40 Prozent.

Betriebsklima

Auch beim Thema Meinungsklima gibt es Nachholbedarf: 38 Prozent der Beschäftigten erleben ein angstbesetztes Betriebsklima, in dem sie Probleme nicht offen ansprechen können. Besonders in Berufen wie Logistik oder Reinigung ist die Angst vor Konsequenzen groß. In IT- und aturwissenschaftlichen Berufen hingegen wird das Meinungsklima deutlich positiver bewertet.

Ein weiteres Problemfeld ist die Arbeitsplanung. Zwar bewerten 64 Prozent der Beschäftigten die Planung ihrer Vorgesetzten als gut, doch ein Drittel sieht hier deutliche Schwächen. Besonders in hochqualifizierten Berufen, etwa in der IT oder Unternehmensführung, wird die Planung oft kritisch gesehen. Schlechte Arbeitsplanung führt laut der Studie zu mehr Zeitdruck, häufigeren Störungen und widersprüchlichen Anforderungen – Belastungen, die die Arbeitsqualität und Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigen können.

Die Ergebnisse zeigen: Gute Führungskultur ist kein Selbstläufer. Sie erfordert klare Kommunikation, transparente Strukturen und echte Wertschätzung. Führungskräfte, die diese Prinzipien umsetzen, stärken nicht nur die Motivation ihrer Teams, sondern auch die Bindung der Beschäftigten an das Unternehmen. Denn: Bei guter Führungskultur denken nur acht Prozent über einen Jobwechsel nach – bei schlechter Führungskultur sind es fast 50 Prozent.

Der DGB fordert daher, Führungskräfte stärker in den Blick zu nehmen und sie gezielt zu schulen. Denn nur mit einer nachhaltigen Verbesserung der Führungskultur können Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die Beschäftigte wirklich unterstützen – und nicht belasten.

aus: DGB-Einblick 6/2025