Mit Beschluss des Bundeskabinetts vom 12. Januar 2022 ist Claudia Moll zur neuen Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung ernannt worden. Die 53-jährige gelernte Altenpflegerin und SPD-Politikerin folgt damit auf Andreas Westerfellhaus (CDU), der diesen Posten zuletzt inne hatte.
Das Amt der Pflegebevollmächtigten
Die Pflegebevollmächtigte ist Ansprechpartnerin für alle in der Pflege beteiligten, sowohl Pflegekräfte, als auch Patienten, Bewohner oder Angehörige. Sie ist dafür zuständig, die Belange der Pflege in der Bundespolitik zu vertreten und bringt sich insbesondere in die Pflege- und Gesundheitspolitik ein. Sie ist bei allen Gesetzes-, Verordnungs- und sonstigen Vorhaben mit Pflegebezug durch die Bundesregierung und die Ministerien zu beteiligen.
Das Amt der Pflegebevollmächtigten ist dabei ein eher junges Amt. Es wurde erst 2014 durch einen Kabinettsbeschluss geschaffen.
Zur Person
Claudia Moll wurde 1968 in Eschweiler geboren und erlangte 1989 die Fachoberschulreife. Anschließend war sie bis 2001 als Pflegehelferin tätig, bevor sie die Ausbildung zur Altenpflegerin begann. Diese schloß sie 2004 mit dem Staatsexamen ab.
Seit 1998 ist sie Mitglied der SPD und wurde für die SPD 2017 in den Bundestag gewählt. Dort gehört sie dem Gesundheitsausschuss an.
Claudia Moll ist verheiratet und Mutter zweier Kinder.
Erste Positionen der Pflegebevollmächtigten
Im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland werden ein paar von Molls Positionen bereits deutlich. Auf die Frage, wie man es schaffen könne, dass mehr junge Menschen den Pflegeberuf ergreifen, antwortete Sie: „Die Pflegebranche muss zunächst einmal aufhören, den eigenen Beruf schlecht zu reden. Natürlich ist Pflege ein stressiger Job. Oft ist es zu viel Arbeit für zu wenige Köpfe, da spreche ich aus eigener Erfahrung. Die Arbeit ist aber auch sehr erfüllend und verantwortungsvoll. Pflegekräfte sind gut ausgebildete, kompetente Fachkräfte in einem komplexen Arbeitsumfeld. Wir sind doch nicht die Pipi-Schwenker. Deshalb müssen die Beschäftigten selbstbewusster sein.“
Als einen weiteren Baustein auf dem Weg zu besseren Arbeitsbedingungen nennt sie die Gewinnung von mehr Personal und einen guten Qualifikationsmix. „Es kann doch nicht sein, dass Fachkräfte im ohnehin schlecht besetzten Spätdienst auch noch die Abendbrotstullen schmieren müssen. Da muss eine bessere Aufgabenverteilung möglich gemacht werden, indem die Personalbemessung flexibler wird und Fachkräfte entlastet werden.“, so Moll.
Angesprochen auf den Lohn von Pflegekräften äußerte Sie: „4000 Euro als Einstiegsgehalt wären angemessen. Aber es geht ja nicht nur um den Lohn, sondern zum Beispiel auch um den Urlaub. In der Pflegebranche wird zu oft nur der Mindesturlaub gewährt. Ganz ehrlich: Das ist doch eine Schweinerei. In anderen Branchen sind 30 Tage längst gang und gäbe – bei einer 5-Tage-Woche und für alle Arbeitnehmer im Betrieb. Auch das ist eine Frage, die eigentlich in Tarifverträgen geregelt gehört, und es ist eine Schande, dass sich einige Arbeitgeber da nicht von alleine bewegen.“
Ausführlicher lassen sich die Positionen von Claudia Moll in Ihrem Positionspapier „Gute Pflege. MACHEN!“ nachlesen, welches sie auf ihrer Homepage (www.claudiamoll.de) veröffentlicht hat.
Nun gilt es, das Wort in die Tat umzusetzen
Die obigen Worte sind vielsagend, wecken aber auch deutliche Erwartungen bei den Pflegenden. Deutlich wird hier einmal mehr: die Politik hat den Missstand erkannt. Sie hat auch eine Idee davon, wie eine ideale Arbeitswelt in der Pflege in Zukunft aussehen könnte. Man kommt beim Lesen dieser Wunschvorstellungen jedoch nicht umhin zu bemerken, dass die richtigen Maßnahmen bisher wohl nicht ergriffen wurden. Die generalistische Pflegeausbildung scheint Tendenzen auszubilden, frisch examinierte Kräfte aus der stationären Altenpflege eher in die Krankenhäuser zu spülen. Eine Kanibalisierung der Pflegebereiche untereinander kann dabei nicht das Ziel sein. Insbesondere in der Altenpflege müssen über Tarifverträge flächendeckend bessere Arbeitsbedingungen erzielt werden! Die zwingende Tarifbindung in Altenpflegeeinrichtungen ab dem Herbst wird hoffentlich einen Teil dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Auch Moll hat dies offenbar genau im Auge: „Ob es nötig ist, später noch einmal einen neuen Anlauf für einen Branchentarifvertrag zu nehmen, müssen wir mit Arbeitsminister Hubertus Heil besprechen.“
Die Aufgabe, die unter anderem vor Claudia Moll liegt, ist so groß, dass sie fast nicht zu bewältigen zu sein scheint. Dabei wäre es mehr denn je an der Zeit, im Bereich der Pflege endlich spürbare Verbesserungen für alle Pflegenden zu erreichen. Andernfalls droht zeitnah der Systemkollaps, wenn immer mehr pflegebedürftige Menschen auf immer weniger Pflegende treffen.
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