Das Bundeskabinett hat in der vergangenen Woche einen bundesweiten Pflegebonus beschlossen. Demnach sollen Pflegekräfte in Kliniken und Pflegeheimen in der zweiten Jahreshälfte mit der Auszahlung der Boni rechnen dürfen. Die Gewerkschaft ver.di kritisiert die Pläne als „unzureichend und ungerecht“.
Eine Milliarde Euro für Pflegekräfte
Für den Pflegebonus werden insgesamt eine Milliarde Euro vom Bund zur Verfügung gestellt. Zudem wird die Steuer- und Sozialabgabenfreiheit für Corona-Boni auf 3000€ angehoben. Das Geld soll je zur Hälfte an Pflegepersonal in Kliniken und Pflegeheimen gehen. Dabei macht der Gesetzgeber im Vergleich zu früheren Bonuszahlungen deutlich mehr Vorgaben. So werden nur 837 Krankenhäuser berücksichtigt. Maßgeblich ist, dass in den Krankenhäusern in 2021 mehr als zehn Coronapatient:innen jeweils mehr als 48h beatmet werden mussten. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 1900 Krankenhäuser, wonach nicht einmal die Hälfte der Kliniken überhaupt vom Pflegebonus erfasst ist.
In den Pflegeheimen werden genaue Vorgaben zu den jeweiligen Prämienhöhen gemacht. Fachkräfte, Hilfskräfte, Auszubildende, FSJ und Freiwilligendienste und sonstige Beschäftigte sind jeweils mit festen Obergrenzen genannt.
Prämienhöhen sehr unterschiedlich – viele Berufsgruppen gar nicht bedacht
In den Pflegeheimen sollen Pflegefachkräfte bis zu 550€ Bonus erhalten. sonstiges Personal in der direkten Bewohnerbetreuung bis zu 370€, Auszubildende bis zu 330€. Diese Summen sind gegenüber den einzelnen Boni der Krankenhäuser geringer, dafür sind davon mehr Arbeitnehmer:innen erfasst.
Generell soll die Summe der einzelnen Boni noch abschließend berechnet werden, wenn die Gesamtzahl der zu berücksichtigenden Pflegekräfte vorliegt.
Im Krankenhaus sollen Pflegefachkräfte auf bettenführenden Stationen bis zu 1700€ Pflegebonus bekommen, auf Intensivstationen bis zu 2500€. Der Intensivbonus soll das 1,5-fache der Normalstationen betragen. Alle anderen Berufsgruppen, inklusive der Pflegehilfskräfte sind offensichtlich nicht erfasst. Dabei ist die Versorgung in Kliniken multiprofessionell aufgestellt. Auch medizinisch-technische Arbeitnehmer:innen, Pflegehilfskräfte, Ärzt:innen und Therapeut:innen sind von den Belastungen der Pandemie betroffen.
Verbände kritisieren den Pflegebonus
Die Gewerkschaft ver.di kritisiert den Pflegebonus als „unzureichend und ungerecht“, wie Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler in einer Pressemitteilung erklärt. Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft titelt „Ein Pflegebonus reicht nicht aus“ und fordert weitergehende Erleichterungen für die Pflegekräfte. Laut dem Bundesverband Deutscher Privatkliniken sei der „Empfängerkreis insgesamt sowohl hinsichtlich der Berufsgruppen als auch der Krankenhäuser zu eng gefasst“.
Dieser Kritik können wir uns nur anschließen. Der Pflegebonus in der vorliegenden Form ist nicht gerecht. Mit der Milliarde hätte man sich wohl besser an strukturellen Verbesserungen des Pflegeberufes versucht. Dort wäre das Geld nachhaltiger investiert und am Ende würden alle Pflegekräfte und nicht zuletzt die gesamte Gesellschaft davon profitieren.