Personalmangel, Personalknappheit, Personalengpässe, … alles Bezeichnungen für dasselbe Problem – Kein Personal!
Insbesondere in den Dienstleistungssektoren und dem Gesundheitswesen ist der Mangel an Hilfs- und Fachkräften ausgeprägt hoch. Wie gestaltet sich die Situation aus Sicht der Beschäftigten? Welche Faktoren sind für den Personalmangel ausschlaggebend? Mit diesen Fragen hat sich eine Studie beschäftigt und gibt Auskunft.
Personalknappheit – was steckt aus Sicht der Beschäftigen dahinter?
Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat sowohl eine Umfrage unter Interessenvertretungen als auch eine Erwerbspersonenbefragung durchgeführt und die gewonnenen Daten analysiert.
Der Auswertung zufolge berichten 92 Prozent der Arbeitnehmer:innenvertretungen von problematischen Personalengpässen in ihrem Betrieb und 83 Prozent geben an, dass Stellen länger als drei Monate unbesetzt geblieben sind. Von den befragten Erwerbspersonen arbeitet die Hälfte in einem Betrieb, der von Personalknappheit betroffen ist. Als Ursache nennen rund neun Zehntel der betrieblichen Interessenvertretungen zu wenige Bewerber:innen auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig halten Betriebsräte zu 53 Prozent und Personalräte zu 65 Prozent unattraktive Arbeitskonditionen für ein Problem. Unzureichende Löhne stellen zu laut 45 – 47 Prozent ein Hindernis dar. Ungünstige Arbeitsbedingungen machen 40 Prozent (öffentlicher Dienst abweichend 22 Prozent) verantwortlich und zu wenig Aus- und Weiterbildungsangebote 36 Prozent der befragten Interessenvertretungen.
Ein „scheinbares Paradox“ besteht darin, dass es teilweise parallel zu Entlassungen und Personalengpässen kommt. 18 Prozent der Betriebe, bei denen Stellen seit über drei Monaten vakant sind, bauen andererseits Personal ab. Offenbar nutzen einige Arbeitgeber nicht die Möglichkeit, mit vorhandenen Arbeitskräften auf veränderte Anforderungen zu reagieren, beispielsweise durch Umschulungen, so die Studie.
Personalengpässe wirken sich betriebswirtschaftlich als auch auf die Arbeitsbedingungen aus. 93 Prozent der befragten Interessenvertretungen nennen als eine Konsequenz, dass Beschäftigte mehr arbeiten müssen. Von den betroffenen Erwerbspersonen stimmen 37 Prozent der Aussage vollkommen zu, dass Mehrarbeit und Arbeitsintensität durch den Personalmangel zunehmen. 27 Prozent bestätigen, dass die Qualität der Arbeitsergebnisse leidet, 25 Prozent, dass die Fehlzeiten zunehmen, 23 Prozent, dass das Betriebsklima sich verschlechtert. Es droht ein Teufelskreis, heißt es in der Studie: Zunehmender Arbeitsdruck erhöht Unzufriedenheit, Ausfälle und Fluktuation und verschärft so wiederum die Personalnot.
Mittlerweile werden Gegenmaßnahmen erprobt: 30 Prozent aller Betriebe gehen, laut den Arbeitnehmer:innenvertretungen gezielt gegen den Fachkräftemangel vor, weitere 11 Prozent planen das. Von den Betrieben, die aktiv werden, bieten 73 Prozent mehr Weiterbildung an, 59 Prozent mehr Ausbildungsplätze, 70 Prozent Homeoffice, 63 Prozent flexible Arbeitszeiten. Mit höheren Löhnen versuchen es 36 Prozent, 29 Prozent senken die Anforderungen an die Bewerber:innen. Personal aus anderen Regionen werben 58 Prozent an, aus dem Ausland 29 Prozent.
Die Sicht der Beschäftigten bekräftigt somit, dass Verbesserungen der Arbeitsbedingungen dringend notwendig sind. Personalplanung und Arbeitskräftesicherung sollten daher zentrale Themen für Interessenvertretungen sein.
Die Ergebnisse der Studie >> Hans Böckler Stiftung – Personalknappheit