Verpflichtendes Gesellschaftsjahr

Der Verband Diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD) spricht sich für die Einführung eines verpflichtenden Gesellschaftsjahr für junge Menschen aus.
Vor dem Hintergrund der Debatte zur Wiedereinführung der Wehrpflicht für junge Männer bringt der VdDD ein soziales Pflichtjahr ins Gespräch. Dieses Dienstjahr wäre verpflichtend, unabhängig vom Geschlecht, und würde der Teilhabe und dem Zusammenhalt der Gesellschaft dienen.
Die stellvertretende VdDD-Präsidentin Johanne Hannemann erklärte sich gegenüber dem evangelischen Pressedienst (epd).

Fünf Gründe für ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr

Ein solch verpflichtender Dienst könnte vielfältige positive Wirkungen haben – für unsere Sicherheit, den Sozialstaat und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Dazu führen der VdDD fünf Gründe an:

  1. Investition in soziale Sicherheit
    Um einem dramatischen Personalmangel entgegenwirken zu können, denn trotz steigender Ausbildungsvergütungen in der Diakonie gelingt es vielfach nicht, ausreichend Nachwuchs für Pflege, Erziehung oder den Rettungsdienst zu gewinnen.
    Derzeitige Erfahrungen im Rahmen eines Freiwilligendienstes in sozialen Berufen zeigen, dass sich deutlich häufiger junge Menschen für eine entsprechende Ausbildung entscheiden.
  2. Stärkung der Geschlechtergerechtigkeit
    Die Wiedereinführung einer Wehrpflicht nur für Männer erscheint vor dem Hintergrund der Geschlechtergerechtigkeit nicht zeitgemäß. Bei einem verpflichtenden Gesellschaftsjahr, unabhängig vom Geschlecht, könnten so auch mehr Männer für soziale Berufe gewonnen werden. Die bisherigen Freiwilligendienste sind überwiegend weiblich geprägt. Der Frauenanteil im Bundesfreiwilligendienst (BFD) und im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) liegt jeweils bei rund 60 bis 65 Prozent.
  3. Sozialen Zusammenhalt fördern
    Ein verpflichtender gesellschaftlicher Dienst kann gesellschaftliche Teilhabe fördern, neue Perspektiven eröffnen und den Zusammenhalt zwischen jungen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Lebenswirklichkeit stärken.
  4. Integration stärken
    Eine allgemeine Dienstpflicht kann sich auch positiv auf die Integration junger Migrantinnen und Migranten auswirken, sowie ein geprägtes negatives Bild von Migrantinnen und Migranten verändern.
  5. Freiwilligkeit allein reicht nicht aus
    Die Freiwilligkeit allein reicht nicht, um strategisch wichtige gesellschaftliche Aufgaben personell abzusichern. Ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr würde dafür sorgen, dass sich alle jungen Menschen mit den verschiedenen Optionen, ob in Pflege, Bildung, Umweltschutz oder Katastrophenhilfe, ernsthaft auseinandersetzen. Das stärkt die individuelle und gesellschaftliche Verantwortung gleichermaßen.

Ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr wäre ein starkes Signal für ein neues Miteinander – in der Verteidigung nach außen wie im Zusammenhalt nach innen. Es kann den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern und das Bewusstsein für solidarisches Handeln schärfen.
Natürlich erfordert ein solches Vorhaben politische Entschlossenheit, eine breite gesellschaftliche Debatte, gesetzliche Anpassungen – und nicht zuletzt erhebliche finanzielle Mittel. Doch die Investition lohnt sich: für die Sicherheit, die Resilienz und die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft, so Johanne Hannemann.

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