Trotz der in vielen Monaten des Jahres 2020 vorherrschenden Coronapandemie ist der Krankenstand unter den Erwerbstätigen im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Nicht so in der Pflege! Bei Mitarbeitenden in der Alten- und Krankenpflege sind die Krankheitstage im Vergleich zu 2019 tatsächlich angestiegen, dies geht aus einer Auswertung der Techniker-Krankenkasse hervor.
Altenpflege Spitzenreiter, Krankenpflege knapp dahinter
Laut der TK-Auswertung fehlten Altenpflegekräfte in 2020 im Schnitt 24,8 Tage und Krankenpflegekräfte 22,4 Tage. Zum Vergleich: der Durchschnitt über alle Erwerbstätigen lag bei 14,6 Tagen. Damit wird deutlich, dass Pflegekräfte im Schnitt pro Jahr bis zu 10 Tage mehr krank sind als der Durchschnitt der Beschäftigten anderer Berufsgruppen! Dieser Wert ist alarmierend hoch und zeigt die überdurchschnittliche Belastung der Pflegekräfte während der Coronapandemie.
Bei den Krankheitsgründen in der Pflege sind laut Techniker-Krankenkasse Muskel-Skelett-Erkrankungen führend, gefolgt von psychischen Erkrankungen. Diese Erkenntnisse untermauern die von vielen Pflegekräften schon lange berichteten Belastungen im Beruf. Sie sind für Mitarbeitende dieser Berufszweige sicherlich keine Überraschung, sondern eher eine Bestätigung des bekannten Zustandes.
Pflegekräfte erkrankten überdurchschnittlich oft an Corona
In einer Untersuchung der AOK unter ihren Versicherten, wurde festgestellt, dass Pflegekräfte während der Pandemie überdurchschnittlich oft an Corona erkrankten. Detaillierte Grafiken dazu sind in einem Bericht des Ärzteblattes veröffentlicht. Hieraus geht hervor, dass insbesondere zu Beginn der 1. und 2. Welle der Pandemie die Erkrankungen unter Pflegekräften überproportional zunahmen. Untersucht wurden nur die eingetragenen Diagnosen, es wurde nicht differenziert, ob die Erkrankung im Arbeitsumfeld oder im privaten Raum erworben wurde. Dennoch erscheint ein Zusammenhang zwischen der Arbeit und der Höhe der Erkrankungszahlen mehr als wahrscheinlich.
Erst im April 2021 konnte unter den Pflegekräften eine deutliche Annäherung an die Erkrankungsquote in der gesamtem Gruppe der Versicherten erreicht werden. Dies ist wahrscheinlich auf die zunehmenden vollständigen Impfungen zurückzuführen.
Die Belastung ist messbar – eine Entlastung muss folgen!
Mit immer mehr veröffentlichten Untersuchungen wird nun deutlich, dass die Pflegekräfte im Rahmen der Pandemie auch einer messbaren Mehrbelastung unterlagen. Dieser Mehrbelastung müssen nun ernsthafte Unternehmungen zur Entlastung dieser Berufsgruppe folgen. Hier sind alle Beteiligten in der Verantwortung: allen voran die Politik, die die Weichen stellen und Regeln vorgeben muss, aber auch die Arbeitgeber, die ihrerseits auf betrieblicher Ebene tätig werden müssen.
Für die Diakonie in Niedersachsen werden dabei die Ergebnisse der aktuell noch andauernden Tarifrunde im TVDN maßgeblich sein. Hier muss sich im Ergebnis eine deutliche Entlastung widerspiegeln.
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