Bielefelder Appell fordert Systemwechsel der Daseinsvorsorge

Bereits 2012 wandten sich 21 betrieblichen Interessenvertretungen sozialer Träger in Bielefeld mit dem sogenannten „Bielefelder Appell“ an die Politik und forderten eine weitreichende Reform der Refinanzierung in Pflege, Betreuung und Begleitung. Sie prangerten die immer stärker zunehmende Orientierung an wirtschaftlichen Kennzahlen an und wollten mit ihrer Initiative dafür sorgen, dass die Qualität der Versorgung wieder an Pflege- und Betreuungsleistungen am Menschen und nicht anhand von Bilanzen und Renditen bemessen werden.

„Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen und nicht das Geld“

Nun, 9 Jahre später, zeigt sich in der 2012 kritisierten Thematik immernoch keine Verbesserung. Deshalb wurde der Bielefelder Appell von den appellierenden Interessenvertretungen, zu denen in der Zwischenzeit noch 7 weitere Gremien dazugestoßen sind, noch einmal aktualisiert. Der Bielefelder Appell in der Version 2021 ist hier zu finden.

Die zentralen Forderungen des Bielefelder Appells von 2012 bleiben natürlich erhalten.

Die unzureichende Finanzierung der Gesundheits- und Sozialeinrichtungen in

nahezu allen Bereichen verhindert die bedarfsgerechte und menschenwürdige Versorgung und

Begleitung der zu Betreuenden und übt zusätzlichen Druck auf die Träger aus, an der Qualität der

Versorgung, der Bezahlung des Personals oder dem Personal selbst zu sparen. Das daraus

resultierende niedrige Bezahlungsniveau führt dazu, dass sich in Kombination mit der hohen

Verantwortung und den schlechten Arbeitsbedingungen immer weniger Menschen vorstellen

können, in den Berufen des Gesundheits- und Sozialwesens langfristig zu bleiben oder

entsprechende Ausbildungen zu beginnen

Bielefelder Appell, 2021 Update

Die Politik muss handeln – Bundesregierung der kommenden Wahlperiode ist gefordert

Auch aus unserer Sicht ist ein Handeln der Politik und insbesondere eine Abkehr vom Sparkurs im sozialen Bereich unabdingbar. Dieses Thema muss in der kommenden Legislaturperiode auf der Agenda der Bundesregierung stehen, egal welcher Partei die handelnden Personen auch angehören mögen. Ein „Weiter so“ kann es nicht geben. Der wirtschaftliche Druck, der auf den Einrichtungen im sozialen Tätigkeitsfeld lastet, ist viel zu hoch und führt bei traditionell hohem Personalkostenanteil dazu, dass genau daran als erstes gespart wird: am Menschen. Dies führt zu einer schlechteren Versorgung der Patienten, Bewohner und Klienten, zur Überlastung des Personals und letztendlich zur steigenden Unattraktivität der sozialen Berufe. Dies kann nicht im Sinne dieser, unserer Gesellschaft sein!

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