Befragung zum Homeoffice: wechselhafte Ergebnisse

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat die Ergebnisse seiner Arbeitnehmer:innen-Befragung zum Homeoffice veröffentlicht. Die erhaltenen Zahlen zeigen ein zwiespältiges Bild. Einerseits bietet Homeoffice Vorteile für Arbeitnehmer:innen, auf der anderen Seite stehen auch deutliche Probleme.

Licht…

Als häufigstes Motiv für das Arbeiten im Homeoffice gaben die Befragten mit 30% die bessere Vereinbarkeit zwischen Beruf und Privatleben an. Direkt dahinter landete mit 26% die Vermeidung von Fahrtzeiten. Zusätzlich zum zeitlichen Faktor könnte bei den aktuellen Spritpreisen mittlerweile auch der finanzielle Faktor eine Rolle spielen. Immerhin noch 21% gaben an, von zu Hause besser arbeiten zu können. Nur bei 12% wurde die Arbeit im Homeoffice vom Betrieb angeordnet.

Im zweiten Schritt wurde die Arbeit im Homeoffice mit der Arbeit am festen Arbeitsplatz verglichen. Hier gaben im Homeoffice 20% mehr der Befragten an, die Arbeit selbstständig planen und einteilen zu können. Insgesamt konnten dies 85% der Befragten im Homeoffice, am festen Arbeitsplatz waren es nur 65%. Bei der Frage zur Mitgestaltung der Arbeitszeit fiel der Unterscheid zwischen Homeoffice und festem Arbeitsplatz noch deutlicher zugunsten des Homeoffice aus. 78% der Befragten gaben an, im Homeoffice Einfluss auf die Arbeitszeit zu haben. Am Arbeitsplatz sind es hingegen nur 49%.

Diese Freiheiten bei der Arbeitszeit und die wegfallenden Wege zur Arbeit sorgen in Summe für die positiv bewertete bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und damit sicher für eine höhere Arbeitszufriedenheit.

…und Schatten

Allerdings hat die Befragung auch deutlich die Schattenseiten des Homeoffice aufgeführt, die hauptsächlich in der Entgrenzung begründet liegen. So gaben dreimal mehr Befragte im Homeoffice gegenüber dem festen Arbeitsplatz (29% zu 10%) an, außerhalb der Arbeitszeiten unbezahlte Arbeit zu leisten. Ganze 39% gaben an, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten für Vorgesetzte erreichbar sein zu müssen. Am festen Arbeitsplatz kam dies nur für 15% der Befragten vor.

Wichtiges Handlungsfeld für innerbetriebliche Interessenvertretung

In der Gesamtschau lässt sich sagen, dass Homeoffice das Potenzial hat, die Arbeit angenehmer zu machen und sie besser mit dem Privatleben vereinbaren zu können. Dies jedoch nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und die vielen offenen Fragen gut geregelt sind. Hier kommen die Interessenvertretungen ins Spiel und sollten gute Dienstvereinbarungen zum Homeoffice abschließen. Auch im Homeoffice müssen Arbeitszeiten lückenlos erfasst werden. Das Recht auf Homeoffice sollte bestehen, aber keinesfalls zur Pflicht werden. Weitere zu klärende Fragen wären zum Beispiel:

  • wer stellt die nötige technische Ausstattung, bezahlt laufende Kosten und notwendige Wartung?
  • wie wird mit Fragestellungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes im Homeoffice umgegangen?
  • welche datenschutzrechtlichen Regelungen werden getroffen?
  • zu welchen Zeiten darf im Homeoffice gearbeitet werden?
  • u.v.m.

Wenn all diese Fragen für die Mitarbeitenden zufriedenstellend geregelt sind, kann Homeoffice ein Erfolgsmodell sein und zu mehr Arbeitszufriedenheit bei mindestens gleichbleibender Arbeitsleistung sein. Diese Chance sollte den Arbeitgebern auch so vermittelt werden.