Aktuell ist eine intensive Debatte zur Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit entbrannt. Die Bundesregierung will mehr Möglichkeiten für sehr lange Arbeitstage schaffen.
Die gesetzlich geregelte Höchstarbeitszeit von derzeit 8 Stunden täglich soll nicht mehr pro Tag, sondern pro Woche geregelt werden. Die Bundesregierung verspricht sich mehr Flexibilität für eine moderne und gerechte Arbeitszeitgestaltung. Arbeitgeberverbände begrüßen diesen Gestaltungsspielraum, Beschäftigte befürchten negative Auswirkungen.
Die aktuellen Regelungen und Gesetze bieten ausreichend Gestaltungspielraum
Die Hans-Böckler-Stiftung ermittelte durch Studien, dass bereits ausreichend Gestaltungsspielraum durch bestehende Regelungen und Gesetze besteht.
Die Arbeitszeiten in Deutschland sind hoch flexibel. Das zeigt sich nicht nur in einschlägigen Statistiken zu Abend-, Nacht-, Schicht und Wochenendarbeit, sondern auch beim Blick ins Arbeitszeitgesetz, das etwa die Ausweitung der täglichen Arbeitszeit auf zehn Stunden erlaubt.

Rund 75 Prozent der Beschäftigten fürchten negative Auswirkungen
Eine Online-Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung unter mehr als 2.000 Beschäftigten im Juli 2025 ergab, dass knapp drei Viertel der Befragten negative Folgen von sehr langen Arbeitstagen befürchten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird schwieriger zu gestalten sein und die Unwucht bei der Sorgearbeit wird sich weiter verschärfen, so einige der Befürchtungen.
Warnungen werden außerdem aus der Arbeitsmedizin und dem Gesundheitsschutz vernommen.
Danach kommt es bei sehr langen täglichen Arbeitszeiten langfristig häufiger zu stressbedingten Erkrankungen. Es steigt sowohl das Risiko für psychische Leiden wie Burnout und Erschöpfungszustände, als auch für körperliche Probleme, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zusätzlich wächst auch das Unfallrisiko ab der 8. Arbeitsstunde exponentiell an, so dass Arbeitszeiten über zehn Stunden täglich als hoch riskant eingestuft werden.
Die Studie des WSI >> Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit
Hände weg vom 8-Stunden-Tag!
Von den Gewerkschaften kommen ebenfalls sehr starke Signale gegen die Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat seinerseits eine Befragung unter Beschäftigen durchgeführt, mit eindeutigem Ergebnis – Beschäftigte wünschen eine ENT- und keine Mehrbelastung!
• 53 Prozent möchten im Schnitt 4,2 Stunden weniger am Tag arbeiten.
• 72 Prozent möchten maximal 8 Stunden am Tag arbeiten.
• 98 Prozent wollen weniger als 10 Stunden täglich arbeiten.
• 95 Prozent wollen ihren Arbeitstag bis 18 Uhr beenden.
Der DGB spricht von nichts anderem als einem Täuschungsversuch auf Kosten der Arbeitnehmer:innen. Mit Symbolpolitik sollen die strukturellen Ursachen der Wirtschaftsflaute den Arbeitnehmer:innen in die Schuhe geschoben werden. Dabei löst die Verlängerung der täglichen Höchstarbeitszeit keines der aktuellen Probleme der deutschen Wirtschaft. Und auch nicht den Wunsch der Beschäftigten nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Das klare Signal lautet daher – Hände weg vom 8-Stunden-Tag!
Die Kampagne des DGB >> Mit Macht für die 8