4-Tage-Woche in der Pflege

Bedingt durch die starke Arbeitsbelastung und die hohen Krankenstände in der Pflege werden immer häufiger neue Modelle der Arbeitszeitgestaltung erprobt. Die Gesundheitsberufe attraktiver gestalten, Personal gewinnen und Personal erhalten, dies sind die angestrebten Ziele. Immer mehr Einrichtungen setzen dabei auf eine 4-Tage-Woche.

Verschiedene Kliniken als auch stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen führen Projekte und Versuchsprogramme in ihren Einrichtungen durch und erproben die Einführung einer 4-Tage-Woche. Die bisherigen Erkenntnisse sprechen durchweg von einer positiven Entwicklung, Beschäftigte seien zufriedener und fallen weniger aus. Viele Projekte starteten im Jahr 2023, wodurch diesjährig relevante Ergebnisse vorliegen.

Bei einer Umsetzung sind immer auch die gesundheitlichen Aspekte mit im Blick zu behalten. Je nach Modell können sich täglich längere Arbeitszeiten auch negativ auf die Arbeitsleistung auswirken. Förderlich ist in jedem Fall bei der Einführung einer 4-Tage-Woche die gleichzeitige Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich.

Pilotprojekte und Arbeitszeitmodelle in Kliniken und Pflegeeinrichtungen

Zur 4-Tage-Woche liegen Beispiele aus dem Europäischen Umland sowie Studienergebnisse der Uni-Münster vor. In Zusammenarbeit mit Gewerkschaften konnten 4-Tage-Wochen bereits in Tarifverträgen vereinbart werden.

In unserem Nachbarland Belgien ist eine sogenannte komprimierte 4-Tage-Woche als Option für Beschäftigte seit 2022 gesetzlich festgeschrieben, wobei die Wochenarbeitszeit 40 Stunden umfasst.
Weitere Europäische Länder wie Großbritannien, Island und Spanien haben das Modell der 4-Tage-Woche mit reduzierter Wochenarbeitszeit erprobt. Mit positivem Ergebnis aus Sicht der Beschäftigten, diese gaben an weniger gestresst zu sein, wodurch sich auch das Burn-Out-Risiko verringert habe.

In Deutschland führte 2024 die Uni-Münster eine Studie zur reduzierten 4-Tage-Woche durch, an welcher 45 Organisationen verschiedener Branchen beteiligt waren. Die Daten der Teilnehmenden wurde per Smartwatch ermittelt und ausgewertet. Die täglichen Stressminuten fielen deutlich geringer aus als bei üblichen Arbeitszeitmodellen.

In Kliniken wie Bielefeld, Siegen oder Westmünsterland wurde die 4-Tage-Woche bei eine Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden erprobt. Die längeren täglichen Arbeitszeiten werden von den Beschäftigten durchaus als anstrengend empfunden, die längeren Übergabezeiten hingegen als positive Entwicklung betrachtet. Der zusätzliche frei Tag wird als ein Gewinn für die Freizeitgestaltung gewertet.

Arbeitszeitmodelle und Tarifverhandlungen

In der Altenpflege ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Vorreiter bei der Erprobung einer 4-Tage-Woche. Beschäftigte haben die Wahl, sie können beim üblichem Arbeitszeitmodell bleiben oder in die 4-Tage -Woche wechseln. Hierfür wurde die Wochenarbeitszeit von 40 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich reduziert. Die DRK-Pflegedienste Hannover mit der Sozialstation Seelze führen das Modellprojekt durch. Dieses wird durch die Pflegekassen im Rahmen der „Konzentrierten Aktion Pflege“ (KAP.NI 2) mit der Übernahme von erhöhten Personalkosten, gefördert. Durch das Modell erhalten die Beschäftigten eine Lohnerhöhung von rund 7,5 %!

Als stationäre Einrichtung führt das DRK-Pflegeheim Sangershausen das Modellprojekte der 4-Tage-Woche durch. Der neu verhandelte Tarifvertrag mit der Gewerkschaft ver.di sieht ab dem 01.01.2026 vor, die Wochenarbeitszeit sogar auf 32 Stunden zu verkürzt – bei vollem Lohnausgleich! Ver.di >> DRK-Pflegeheim mit 32 Stunden

Angesichts dieser Arbeitszeitreduzierungen mit gleichzeitigen Lohnerhöhungen sind die DRK-Einrichtungen weit vorne, wenn es um die Attraktivität als Arbeitgeber geht.
Um in der Diakonie in Niedersachen Wettbewerbsfähig bleiben zu können, müssen sich die Diakonischen Arbeitgeber, bei den derzeitigen Verhandlungen zum TV DN, mehr einfallen lassen als versteckte Lohnkürzungen anzubieten!