Auch in vierter TV DN-Runde kein Abschluss

Auch in der vierten Verhandlungsrunde zum Tarifvertrag Diakonie Niedersachsen, die am 12. November in Hannover stattfand, kam es zu keiner finalen Einigung zwischen den Gewerkschaften ver.di und Marburger Bund und dem Diakonischen Dienstgeberverband Niedersachsen (DDN). Dies teilten die Parteien unabhängig voneinander mit.

Gewerkschaft ver.di: „Zu spät, zu wenig“

Die Gewerkschaft ver.di zitiert in ihrer Pressemitteilung die zuständige Verhandlungsführerin Annette Klausing mit „Zu spät, zu wenig“. Klausing bezieht sich dabei auf die Entgeltsteigerungen, die im Angebot der Arbeitgeber sehr spät einsetzen und teils erst kurz vor Laufzeitende erfolgen sollen und über die es aktuell noch keine ernsthaften Gespräche gegeben hat.

Am Verhandlungsort der vierten TV DN-Runde in Hannover machten demnach rund 70 Arbeitnehmer:innen ihrem Unmut Luft. „Acht Leermonate bedeuten 0 Wertschätzung!“ brachte es eine Kollegin aus der Pflege auf den Punkt. Die Gewerkschaft appelliert dabei an den Arbeitgeberverband, seine Verantwortung als attraktiver und verlässlicher Arbeitgeber wahr zu nehmen.

Im Vorfeld der 4. Verhandlungsrunde hatte die Gewerkschaft ver.di ihre Mitglieder zum aktuellen Arbeitgeberangebot befragt. Das Ergebnis war eindeutig und lässt sich auf tvdn.verdi.mobi im Detail nachvollziehen:

  • 96 % der Befragten sind mit dem Angebot insgesamt nicht zufrieden (n=2342)
  • Nur 4 % der Befragten sind mit der Entgeltsteigerung zufrieden
  • Mit der Ablehnung eines Mindestbetrages durch die Arbeitgeber zeigen sich 78 % unzufrieden
  • 91 % finden es nicht in Ordnung, acht Monate auf die Entgelterhöhung zu warten

Arbeitgeberverband verweist auf Wirtschaftlichkeit

Der DDN verweist in seiner Pressemitteilung mehrfach auf die Wirtschaftlichkeit des Abschlusses. „Wir nehmen die Anliegen der Kolleginnen und Kollegen ernst und bewegen uns finanziell an den Grenzen des Leistbaren. Unser Ziel ist ein Abschluss, der sowohl Wertschätzung ausdrückt als auch die wirtschaftliche Stabilität der Einrichtungen sichert“ wird der Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, Dr. Jens Rannenberg zitiert.

Allerdings nennt der DDN auch die Personalkostenrefinanzierung als Problem und weist auf schwierige Verhandlungen mit Kranken- und Pflegekassen, Kommunen und dem Land hin. Dass diese schwierigen Rahmenbedingungen nicht von den Arbeitnehmer:innen zu verantworten sind und Geschäftsführungen und Vorstände für die Schwierigkeiten dieser ihnen obliegenden Aufgaben überwiegend fürstlich entlohnt werden, sieht der DDN wohl eher nicht. Dieser Passus in der Pressemitteilung des DDN ist sinnbildlich für das Verständnis des Arbeitgeberverbandes von seiner Arbeit. Die manchmal schlechte Verhandlungsführung mit den Kostenträgern und die schwierigen Rahmenbedingungen sollen finanziell von den Arbeitnehmer:innen getragen werden.

Entscheidung wohl Anfang Dezember

Der nächste Verhandlungstermin ist der 01. Dezember. Sollte sich die Entgeltsteigerung und Laufzeit nicht in einem für die Gewerkschaften annehmbaren Rahmen bewegen – und dort ist das Arbeitgeberangebot aktuell nach der Befragung noch nicht – könnte es eine Verhandlungspause über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel geben. Auch neue Verhandlungstermine müssten dann wahrscheinlich erst terminiert werden. Der DDN hat nun also die vermutlich letzte Gelegenheit, diese Tarifrunde zu einem diesjährigen Abschluss zu bringen und sein Angebot entscheidend nachzubessern. Ansonsten droht noch größerer Unmut in den Betrieben.